Internetbetrug: Häftling gab sich als Arzt aus

Ein Insasse der Justizanstalt Graz-Karlau soll mit falschen Identitäten und Angaben über eine Onlineplattform zahlreiche Frauen betrogen und zu Geldüberweisungen genötigt haben. Der Schaden soll rund 30.000 Euro betragen.

Der in der Justizstrafanstalt Graz-Karlau inhaftierte 60-Jährige loggte sich im Zeitraum von Anfang Oktober 2014 bis Anfang April 2016 über eine oder mehrere Mobiltelefonnummern auf einer Onlineplattform ein und stellte so den ersten Kontakt zu seinen späteren Opfern her.

Bei weiteren Kontakten mit den Frauen – entweder per Nachrichtenapplikation oder telefonisch – gab sich der Verdächtige als Gefäßchirurg, Neurochirurg, Kinderchirurg oder Herzchirurg aus. Er erzählte, dass er seine Operationen in Wien, Graz und Salzburg durchführe beziehungsweise dass er von einer gut situierten jüdischen Familie abstamme, seine Frau bei der Geburt seiner Tochter verstorben und er nunmehr alleinerziehender Vater von zwei Kindern sei.

Häftling ließ sich „Hilfsgelder“ überweisen

Nahezu allen Opfern unterbreitete der Mann zwischenzeitlich, dass er sich mit Ärzte ohne Grenzen in das Kriegsgebiet von Syrien und den Irak begeben müsse, um dort medizinische Hilfe zu leisten. Nachdem sich der Beschuldigte mit seinen Lügen das Vertrauen der Frauen erschlichen hatte, brachte er diese so weit, Gelder auf von ihm bekanntgegebene Konten zu überweisen oder Barüberweisungen durchzuführen.

Als Verwendungszweck gab er den Opfern gegenüber an, damit Schlepper im Kriegsgebiet für eine rasche Ausreise bezahlen oder medizinisches Material ankaufen zu können. Die meisten Opfer ließen sich auch dazu animieren, Lebensmittel und Bekleidung zu besorgen und diese an andere Opfer weiterzugeben. Dazu bezeichnete er die bestimmten Frauen, welchen die Utensilien zugestellt wurden, entweder als Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen, als sein Kindermädchen, seine Schwester oder seine Haushälterin.

Mit Nacktfotos erpresst

Einige der Opfer ließen sich von dem Verdächtigen sogar dazu hinreißen, ihm per Nachrichtenapplikation Nacktfotos von sich zu übermitteln, nachdem auch er ihnen Nacktfotos übermittelt hatte, die mit Sicherheit nicht seinen Körper darstellten. Die Nacktfotos der Opfer verwendete er schließlich als Druckmittel.

Dazu drohte er den Frauen, dass er die Nacktfotos samt Handynummer auf sämtlichen Pornoseiten im Internet veröffentlichen werde, sollten sie den Kontakt zu ihm abbrechen oder mit anderen involvierten Personen in Kontakt treten, um eventuelle Einzelheiten abzuklären.

Opfer beharrlich verfolgt

Zu einem der Opfer entwickelte der 60-Jährige eine derartige Zuneigung, dass es zu einer beharrlichen Verfolgung ausartete: Er ließ ihr unentwegt handgeschriebene Briefe, E-Mails und andere telefonische Nachrichten zukommen - sogar Plakate mit Liebesbezeugungen, die er in der nächsten Umgebung der Wohnadresse des Opfers anbringen ließ.

Vor der Haustür gab es dann Lebensmittel und Bekleidung. Das Opfer sah sich einer ständigen Überwachung ausgesetzt. Durch die Tathandlungen dürfte ein Schaden von rund 30.000 Euro entstanden sein. Der 60-Jährige wird der Staatsanwaltschaft Graz angezeigt.