Hofburg-Wahl: Van der Bellen ist Bundespräsident

Das Kopf-an-Kopf-Rennen um die Hofburg ist entschieden: Alexander Van der Bellen wird neuer Bundespräsident. Das Rennen war spannend bis zur letzten Minute - auch steirische Briefwähler waren Zünglein an der Waage.

Die Hofburg-Wahl brachte das knappste Ergebnis bei einer nationalen Wahl in der Geschichte der Zweiten Republik. Bis Montag mussten die Präsidentschaftskandidaten Alexander Van der Bellen (von den Grünen unterstützt) und Norbert Hofer (FPÖ) zittern, denn erst dann waren die rund 740.000 per Briefwahl eingesandten Wahlkarten von den insgesamt 117 Bezirkswahlbehörden fertig ausgezählt.

Van der Bellen schlussendlich vorne

Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) trat Montagnachmittag vor die Presse, um das Ergebnis der Wahl bekanntzugeben: „Es liegt mir nun ein vorläufiges Endergebnis des zweiten Wahlganges vor: 4.643.154 Stimmen abgegeben, Wahlbeteiligung von 72,7 Prozent. Auf Norbert Hofer entfielen 2.223.458 Stimmen oder 49,7 Prozent. Alexander Van der Bellen bekam 2.254.484 Stimmen und damit 50,3 Prozent.“ Damit trennen 31.026 Stimmen die beiden Kandidaten.

Vor der Verkündung des Ergebnisses hatte es so etwas wie einen Countdown gegeben, alle Detailergebnisse der Auszählungen waren abgewartet worden - die Auszählung in Innsbruck-Stadt sorgte für eine Verzögerung - mehr dazu in news.ORF.at und im Detail in Analyse Stichwahl nach Bezirken (news.ORF.at).

Alexander van der Bellen

APA/ Georg Hochmuth

Steirische Briefwähler auch Zünglein an der Waage

Die steirischen und die Wiener Briefwähler brachten Van der Bellen mehr als die Hälfte dessen an Stimmen, was er brauchte, um den Vorsprung von Norbert Hofer (FPÖ) abzubauen: Um 144.006 Stimmen lag Hofer im vorläufigen Endergebnis Sonntagabend vorne, die Auszählung der Wiener und der steirischen Briefwahl ließ diesen Vorsprung um fast 87.000 Stimmen schmelzen.

Grafik

Innenministerium /SORA

Van der Bellen verbesserte steirisches Ergebnis

In der Steiermark gab es 969.487 Wahlberechtigte - und sie stimmten vor der Auszählung der Wahlkarten mit klarer Mehrheit für Norbert Hofer: Der FPÖ-Kandidat erhielt vor der Auszählung der Wahlkarten 58,68 Prozent der Stimmen, Van der Bellen 41,32 Prozent - mehr dazu in Hofburg-Wahl: Entscheidung erst am Montag.

In der Steiermark blieb Hofer zwar auch am Montag mit 56,22 Prozent vorne, aber durch die Briefwähler schmolz sein Vorsprung gegenüber dem Grünen von ursprünglich fast 97.000 auf nur mehr rund 85.000 Stimmen nach der Briefwahl. Van der Bellen steigerte sich von 41,32 auf 43,78 Prozent - mehr dazu in Hofer in Steiermark vorn, Van der Bellen in Graz.

Grafik Steiermark

Innenministerium/SORA

Steirische Polit-Spitze gratulierte

Nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses gratulierten Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und sein Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ): „Wir hoffen auf eine überparteiliche Amtsführung und darauf, dass der neue Bundespräsident die ideologischen Gräben, die durch diese Richtungswahl aufgebrochen sind, durch eine umsichtige Politik wieder schließen kann. Alle verantwortungsvollen Politiker in diesem Land sollten jetzt ganz besonders das Gemeinsame über das Trennende stellen", so Schützenhöfer und Schickhofer unisono.

Hermann Schützenhöfer / Facebook

Hermann Schützenhöfer / Facebook

Zwischen Reformen und Weltoffenheit

„Jetzt nach diesen Wahlen sollte sich jeder wieder darauf konzentrieren, was Österreich wirklich braucht: Reformen. Wir brauchen mehr Sicherheit für die Österreicher - mehr subjektive Sicherheit und mehr Sicherheit am Arbeitsplatz. Hier kann auch der neue Bundespräsident seinen Beitrag leisten", so Schützenhöfer. Schickhofer zeigte sich erfreut: „Ich gratuliere Alexander Van der Bellen und bin davon überzeugt, dass er den Weg von Heinz Fischer als Bundespräsident für alle Österreicherinnen und Österreicher verbindend, weltoffen und menschlich fortsetzen wird."

Kunasek: „Niederlage, die schmerzt“

Der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek reagierte zunächst in den sozialen Medien auf die Wahlniederlage des freiheitlichen Kandidaten Norbert Hofer: „Trotz der überaus knappen Niederlage, die selbstverständlich schmerzt, können wir mit Stolz nach vorne blicken“, schrieb Kunasek, der Norbert Hofer als „Präsident der Herzen“ bezeichnete und weiter schrieb: „Ich bedanke mich bei rund 400.000 Steirern, die uns das Vertrauen geschenkt haben - dies ist ein Auftrag für die Zukunft.“

Mario Kunasek / Facebook

Mario Kunasek / Facebook

„Persönlich bin ich traurig“

„Mir tut Norbert Hofer leid, nach diesem tollen Wahlkampf. Persönlich bin ich traurig, da braucht man nicht drüber zu reden. Auf den Grünen Bundespräsidenten kommt nun die Aufgabe zu, die Gräben zuzuschütten, die er aufgerissen hat“, sagte Kunasek. Die kürzliche Ankündigung Van der Bellens, im Falle seines Sieges auch mit FPÖ-Chef Heinz Christian Strache ein langes Gespräch in der Hofburg führen zu wollen, sei ein erster Schritt.

Schönleitner: „Demütig und dankbar“

"Ich bin tief bewegt und freue mich sehr über dieses historische Ereignis“, sagte der Grüne Landessprecher und Landtagsklubobmann Lambert Schönleitner: „Ich bin demütig und dankbar. Jetzt geht es in den nächsten Wochen darum, weiter Brücken zu bauen und diesen Schwung mitzunehmen für zukunftsorientierte Reformen in Österreich.“

Lambert Schönleitner / Facebook

Lambert Schönleitner / Facebook

„Ein guter Tag für unser Land“

Es sei „ein guter Tag für unser Land“, so Schönleitner in seiner ausführlichen Stellungsnahme gegenüber den Medien: "Erstmals in der zweiten Republik wird mit Alexander Van der Bellen ein Bundespräsidenten an der Spitze des Staates stehen, der nicht aus den etablierten Parteien kommt. Van der Bellen wird mit seiner besonnenen Art, mit seiner Erfahrung und mit Zuversicht dazu beitragen, dass es wieder aufwärts geht. Er ist allein den Menschen in unserem Land und seinem besten Wissen und Gewissen verpflichtet“, sagte Schönleitner.

Mahnendes aus der KPÖ

Für die KPÖ meldete sich die Grazer Wohnungsstadträtin Elke Kahr zu Wort: „Wenn die bestimmenden politischen Kräfte nach dieser Zitterpartie nicht erkennen, dass es darum geht, den Alltag der Bevölkerung zu verbessern, dann werden derartige Wahltage von der Ausnahme zur Regel werden“, so Kahr, die Van der Bellen ersuchte, immer im Auge zu haben, dass zwischen den sozialen Interessen der gesellschaftlichen Eliten und jenen der großen Mehrheit der Bevölkerung ein riesiger Unterschied besteht. „Die Spaltung der Gesellschaft zwischen oben und unten ist keine Erfindung der KPÖ, sondern eine Tatsache, von der ich mich Tag für Tag bei meiner Arbeit in Graz überzeugen kann“, so Kahr.

Links: