Preisverfall: Kammer fürchtet um Milchbauern

Nur rund 27 Cent bekommen heimische Milchbauern derzeit für den Liter Milch, und der Preis könnte weiter fallen. Die Landwirtschaftskammer fürchtet um die Existenz vieler Milchbauern und fordert einmal mehr rasche Hilfe.

Der Milchpreis ist im Keller: Nur rund 27 Cent bekommen heimische Milchbauern derzeit für den Liter Milch, die Preise für Heu- und Biomilch sind noch etwas besser. Die Molkereivertreter schließen aber nicht aus, im Juni noch weniger zu bezahlen - in Deutschland etwa fiel der Milchpreis teilweise schon unter 20 Cent. Diese Entwicklung würden viele steirische Milchbauern nicht überleben, fürchtet die Landwirtschaftskammer.

Viele Verlustfaktoren

Die Milch ist so momentan ein Verlustgschäft: Die Bauern müssen aus anderen Betriebszweigen dazuzahlen, weil die Preise die Kosten nicht mehr decken. Eingebrochen sind die Preise laut Landwirtschaftskammer durch den Wegfall der Milchquote vergangenes Jahr und das Überangebot: Der Lebensmittelhandel drückt die Preise, die Chinesen trinken weniger Milch als erhofft, und durch die Sanktionen darf keine Milch nach Russland exportiert werden.

Kuh Milch Glas Hand

dpa/Bernd Schölzchen

80 Prozent der steirischen Milch kommt von Bergbauern mit im Schnitt zwölf Kühen. 2011 gab es mehr 7.000 steirische Milchbauern, im Vorjahr waren es weniger als 5.000.

Titschenbacher: Situation dramatisch

Die Situation sei wirklich dramatisch, warnte Landwirtschaftskammerpräsident Franz Titschenbacher: „Natürlich wünschen wir uns, dass diese Talsohle irgendwann durchschritten ist und dass sich die Tendenz wieder nach oben bewegt. Letzlich geht es nur um einen vernünftigen, fairen Produktpreis, und hier liegt die Verantwortung bei vielen - vor allem beim Handel, bei den Konsumenten, und auf diese Verantwortung hoffen wir.“

2013 bekam ein Milchbauer noch ein Drittel des Milchpreises, den man im Geschäft zahlt - 2016 ist es gerade noch ein Viertel. Die Molkereien appellieren ebenso an die Konsumenten wie an die Politik. Einige, wie die Ennstalmilch, haben auf marktkonforme Produktion umgestellt.

Molkereien stellen um

Einige, wie die Ennstalmilch, stellten auf marktkonforme Produktion um - wer zu viel Milch liefert, bekommt dafür weniger Geld, erklärte Obmann Hermann Schachner: „Ich glaube schon, dass das ein Weg ist, wobei ich schon sagen muss - das Bauersterben nimmt dramatische Formen an, auch in unserem Gebiet. Ich bin Bergbauer in einem Seitental in der Nähe von Tauplitz. Zu meiner Schulzeit vor 40 Jahren gab es 16 Milchbauern, jetzt sind es noch vier. Es ist wenig Zukunftsperspektive vorhanden, speziell bei der Jugend.“

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