Konferenz in Graz untersucht Jugendsprache

Wenn sich Jugendliche unterhalten, dann verstehen Erwachsene oft kein Wort. Mit dem Phänomen Jugendsprache und ihren Veränderungen befasst sich nun in Graz eine Konferenz, die vor allem auf grammatikalische Eigenheiten fokussiert.

Wer glaubt, dass für junge Leute alles „cool“, „geil“ oder „ätzend“ ist, der irrt: Diese einstigen Jugendwörter haben mittlerweile längst den Einzug in die Alltagssprache geschafft und werden auch immer öfter von Erwachsenen verwendet - das ist eines der Ergebnisse der Untersuchungen der Grazer Germanisten.

Grammatikalische Veränderungen im Fokus

Generell geht es bei der Konferenz, die bis Sonntag stattfindet, aber weniger um das Vokabular als um die grammatikalischen Veränderungen der Sprache. Auffällig sei etwa, dass das Wort „tun“ mittlerweile besonders häufig als Hilfsverb eingesetzt wird. War dieses Wort in der Schulzeit vieler heutiger Erwachsener noch verpönt, so nach dem Motto „Man tut nicht tun sagen“, so hört man jetzt immer öfter Sätze, wie „Ich tu gern Musik hören“.

„Gemma Einkaufszentrum“

Ein weiteres Phänomen, das die Wissenschaftler beobachten, ist, dass Präpositionen immer öfter weggelassen werden. Wenn sich Jugendliche unterhalten, wird man also oft nicht mehr ausgebessert, wenn man „Ich gehe Kino“ oder „Gemma Einkaufszentrum“ sagt. Das Weglassen von Wörtern könnte auch eine Folge der verkürzten Kommunikation bei SMS-Nachrichten sein.

Eines hat sich bei den Forschungen der Grazer Germanisten aber auch gezeigt: Sobald gewisse Ausdrücke als typische Jugendwörter in den Medien herumgeistern, sind diese auch schon wieder out.

Jugendworte des Jahres 2015

Wer also glaubt, dass er mit Begriffen wie „zach“, dem österreichischen Jugendwort 2015, oder den nächstplazierten Wörtern „rumoxidieren“ und „Gönnung“ ein Gespräch mit Jugendlichen beginnen kann, wird ziemlich schnell Schiffbruch erleiden. Und für jene, denen die Wörter von vornherein rein gar nichts sagen, sei nun eine Aussendung der Forschungsstelle für Österreichisches Deutsch der Universität Graz zitiert:

  • 1. Jugendwort des Jahres: „Zach"
    Dieser echte Austriazismus ist derzeit unter Jugendlichen stark in Verwendung. Seine ursprüngliche Bedeutung „zäh“ wurde massiv erweitert, sodass es heute jede Art Negatives meint und damit für alles verwendet wird, was mühsam, schwierig, problematisch usw. ist. Es ist ein Universalwort für alles, was nicht in Ordnung ist oder Schwierigkeiten macht und als Überbegriff bequem verwendbar. Das Wort wurde mit 24 Prozent der Stimmen an die erste Stelle gewählt.
  • 2. Jugendwort des Jahres: "Rumoxidieren"
    Dieses Spaßwort, das aus Deutschland übernommen wurde, ist die ironische Fortsetzung von „chillen“ (sich entspannen), das sich zur völligen Unbeweglichkeit - sprich absoluten Faulheit - steigern kann. Jemand, der rumoxidiert, ist einfach absolut faul.
  • 3. Jugendwort des Jahres: "Gönnung"
    Häufig verwendetes Wort, das ausdrückt, dass man sich (meistens in Bezug auf Essen) etwas Exklusives, Außergewöhnliches geleistet hat (z.B. drei Kugeln eines teuren Eises oder himmlisch gute Pralinen). Das Wort ist eine ungewöhnliche Ableitung vom Verb „gönnen“, das eigentlich eine Dauer ausdrückt, während die „Gönnung“ den Genuss als punktuelles Ereignis beschreibt.

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