Brexit würde auch steirische Wirtschaft treffen
Großbritannien ist in der EU die zweitgrößte Volkswirtschaft und auch ein wichtiger Markt für die Steiermark. Jährlich werden Waren im Wert von knapp einer Milliarde Euro ins Vereingte Königreich exportiert.
Debatte:
Welche Folgen hat das Referendum?
Folgen für Exportwirtschaft
Entscheidet sich Großbritannien am Donnerstag für einen Brexit, hätte das auch Auswirkungen auf die Steiermark, sagt der Geschäftsführer des Internationalisierungscenters Claus Tüchler: „Für die Steiermark ist Großbritannien der fünftwichtigste Markt, die letzten Wachstumsraten lagen bei mehr als neun Prozent. Mittelfristig wird es Folgen geben.“
Denn eine Abwertung des Pfunds und eine Wiedereinführung von Zöllen würden bedeuten, dass Exporte zurückgehen - zumindest kurzfristig, meint auch der österreichische Wirtschaftsdelegierte in London, Christian Kesberg: „Das heißt weniger Nachfrage, das heißt logischerweise weniger Exporte, wobei man das ganz schwierig auf einzelne Firmen herunterbrechen kann. Viele steirische Betriebe sind Nischenweltmeister, die kaum substiutuiert werden können.“
APA / AFP / Justin Tallis
Steirische Firmen, wie etwa die Voest, AVL, Knapp oder Pankl würden kaum aus Großbritannien abwandern - denn sie seien nicht aus strategischen Gründen dort, also um etwa Großbritannien als Tor zum EU-Markt zu nutzen: „Es sind alle dort, um die zweitgrößte Volkswirtschaft der Europäischen Union zu bearbeiten und das bleibt Großbritannien auch am 24., 25. oder 27. Juni.“
Deal mit Magna unberührt
Ein möglicher Brexit hätte auch Auswirkungen auf die steirische Automobilindustrie. Denn Großbritannien ist ein wichtiger Exportmarkt für deutsche Autos - und dieser Markt wiederum ist für steirische Zulieferer wichtig. Deswegen sei der Autocluster breiter aufgestellt und suche immer wieder neue Standbeine, etwa im Bereich Bahn und Luftfahrt. Der Deal, dass ab 2017 Jaguar/Land Rover seine Produktion von England nach Graz zu Magna verlagert würde aber mit oder ohne Brexit halten, die Entscheidung liegt am Donnerstag in der Hand der Briten - mehr dazu in Land entscheidet über „Brexit“ (news.ORF.at).
„Riesenchance für Europa“
Regelrechte Hoffnungen in einen Brexit setzt indessen der renommierte Betriebs- und Volkswirt Max Otte, der auch an der Karl Franzens Universität Graz lehrt: „Ich hoffe inbrünstig auf den Brexit, aber diese Hoffnung wird vergebens sein. Er wäre eine Riesenchance für Europa.“
Denn Otte zufolge sei Großbritannien ein Ballast und eine Verwirrung für die EU: „Das Finanzzentrum ist nach London abgewandert, die Bankenaufsicht ist nach London abgewandert, in ein Land, das den Euro nicht hat, viele andere Sonderregelungen werden durchgesetzt, auf Kosten der Europäischen Union.“ So würde Großbritannien vor allem Entscheidungsprozesse erschweren, meint Otte.