Murenabgänge nach neuerlichen Unwettern
39-mal mussten die Feuerwehren seit Mittwochabend zu Unwettereinsätzen ausrücken. Acht Feuerwehren standen Donnerstagfrüh noch im Einsatz, vor allem in der Obersteiermark, wo es reihenweise kleinere und größere Murenabgänge gab, hieß es vonseiten des Bereichsfeuerwehrverbandes Liezen. Dadurch steige auch die Gefahr, dass weitere Bäume umstürzten, weil sie auf dem aufgeweichten Boden keinen Halt mehr finden.
Weitere Murenabgänge möglich
Während sich bei den Wasserständen am Donnerstag eine Entspannung abzeichnete, bleiben weitere Murenabgänge nicht ausgeschlossen, so der Befund des Landesgeologen Marc Andre Rapp, der sich am Donnerstagvormittag im Bereich Selzthal und Hohentauern ein Bild von der Lage machte, konkret auf der Triebener Bundesstraße: „Es ist aufgrund dieser Starkniederschläge zu einer Ausweitung der Schäden gekommen, das heißt, wir haben im Moment Hangbewegungen von ungefähr 15 Zentimeter in Richtung Bundesstraße 114 und es sind mehrere tausend Kubikmeter ins Rutschen gekommen. Also man kann sich ungefähr vorstellen, auf einen Lkw gehen ungefähr drei bis sechs Kubikmeter Geröll rauf.“
Abklärung der Gefahrenlage
Ähnlich die Situation in Selzthal auf der B113 (Schoberpassstraße). Nach zwei Murenabgängen muss dort abgeklärt werden, ob eine weitere Gefährdung besteht: „Wir hatten allein auf der Niederschlagsstation Hohentauern Niederschlagsmengen von 48 Litern pro Quadratmeter. Der Boden ist extrem stark gesättigt und es kann natürlich an mehreren Stellen auch unvorhergesehen zu Rutschungen und in weiterer Folge zu einer Mure kommen.“
Schwaiger Dietmar
Derzeit schaue man sich an, so der Landesgeologe, wo eine akute Gefahr besteht, danach werde über Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen entschieden.
Einsätze leicht zurückgegangen
Die Einsätze in der Nacht auf Donnerstag konzentrierten sich vor allem auf Murau, Liezen und das Murtal. Bei Krumau zwischen Admont und Trieben verlegte eine Mure die Landesstraße, auch die Schoberpaßbundesstraße bei Selzthal musste gesperrt werden. In Murau wurde eine Straße zu einem Gehöft komplett weggerissen. Straßen und Keller wurden überflutet, Bäume sind umgestürzt.
FF Mureck/Petritsch
Die Arbeiten der Feuerwehr konzentrierten sich damit vor allem auf Sicherungsarbeiten, das Entfernen von entwurzelten Bäumen und Pumparbeiten. Generell sei die Nacht auf Donnerstag für die Einsatzkräfte aber ruhiger verlaufen als in den vergangenen Tagen, sagt Landesfeuerwehrsprecher Thomas Meier: „Es sind nicht mehr die ganz so schweren Unwetter niedergegangen. Wir rechnen aber in den Morgenstunden schon wieder mit einem Anstieg der Einsatztätigkeiten, weil erfahrungsgemäß bei Tagesanbruch die über Nacht entstandenen Schäden gesehen werden und dann die Feuerwehr zu Hilfe geholt wird.“
Brand nach Blitzschlag
Einsätze gab es aber auch im Bezirk Südoststeiermark. In Mureck im Bereich des Stubenbergdammes stürzte ein Baum auf ein Wirtschaftsgebäude. Das beschädigte Dach wurde provisorisch mit Planen eingedeckt. In der Grazerstraße schlug ein Baumwipfel in das Dach eines Wohnhauses ein.
FF Mureck/Petritsch
In Jagerberg geriet nach einem Blitzschlag der Dachstuhl eines Wirtschaftsgebäudes in Brand. Das Feuer konnte vom 38 Jahre alten Besitzer des Gebäudes selbst mittels Gartenschlauch gelöscht werden. Der Sachschaden dürfte dennoch einige tausend Euro betragen. Menschen und Tiere kamen nicht zu Schaden.
Murpromenade gesperrt
Seit Donnerstagfrüh ist auch die Murpromenade in Graz bei den Abgängen am Roseggerkai und Kaiser-Franz-Josef-Kai aufgrund des erhöhten Wasserstandes gesperrt. Ebenso ist das Betreten der Promenade zwischen Hortgasse und Eichbachgasse untersagt sowie das Befahren der Radwege bei der Kalvarienbrücke, bei der Berta-von-Suttner-Brücke und der Eisenbahnbrücke. Weiters gesperrt sind der Puchsteg, die Radunterführungen der Puntigamerbrücke und der Gasrohrsteg.
Donnerstagfrüh lag der Wasserpegel der Mur bei knapp 4,7 Metern, drei Meter sind sonst üblich, dazu kommt, dass die Mur sehr schnell fließt und auch einiges an Treibgut unterwegs ist.
Bei den Zubringerbächen wie dem Katschbach und dem Wölzerbach seien die Wasserstände zwar bereits rückläufig, laut Robert Stöffler vom Hydrographischen Dienst könne der Murpegel aber noch weiter steigen. Bei den Messstationen der Enns in Schladming und Trautenfels habe man Donnerstagfrüh noch Spitzen erreicht, hier entspanne sich die Lage laut Stöffler aber zunehmend. Bei der Enns auf oberösterreichischer Seite in Steyr gilt dagegen Hochwasseralarm - mehr dazu in Hochwasseralarm: Pegel steigen weiter (ooe.ORF.at; 14.7.2016)
Stadt Graz
Insgesamt verzeichneten die steirischen Feuerwehren in den letzten beiden Tagen 370 Unwettereinsätze, rund 2.500 Feuerwehrleute waren im Einsatz - mehr dazu in Steiermark fest in Unwetter-Hand (13.7.2016) sowie in Unwetter verursachten Millionenschaden (12.7.2016).