Grazer „Writer in Exile“ in Türkei festgenommen

Die türkische Schriftstellerin und Journalistin Asli Erdogan, ehemalige „Writer in Exile“ in Graz, ist laut internationalen Medien in der Türkei festgenommen worden. Die IG AutorInnen forderte am Freitag ihre sofortige Freilassung.

Asli Erdogan schrieb für die türkische Zeitung „Özgür Gündem“; das Blatt wurde zu Beginn der Woche jedoch verboten. Die Journalistin wurde dem Vernehmen nach in ihrer Istanbuler Wohnung festgenommen; ihr derzeitiger Aufenthaltsort ist unbekannt. Über 20 ihrer Kollegen sollen ebenfalls verhaftet worden sein.

Die 49-Jährige hatte einst als Physikerin am CERN in Genf geforscht; von Ende 2011 bis Sommer 2012 war sie „Writer in Residence“ in Zürich. Von 2012 bis 2013 lebte sie in Graz als „Writer in Exile“. Am Freitag forderte die Interessengemeinschaft österreichischer Autorinnen und Autoren (IG AutorInnen) die sofortige Freilassung der Schriftstellerin.

Betroffenheit in Graz

Die Grazer Kulturstadträtin Lisa Rücker (Grüne) zeigt sich über die Festnahme betroffen: „Asli Erdogan hat uns hier alle sehr beeindruckt - als Literatin, Journalistin, Feministin und Menschenrechtsaktivistin. Ich bin zutiefst betroffen darüber, dass ihre Rückkehr in die Heimat nun ihre Verhaftung zur Folge hat.“ Auch aus dem Büro von Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) heißt es, man sei bestürzt.

Regierungsgegner als „Terroristen“

Die türkische Regierung unter Erdogan brauche keine Begründungen mehr für Festnahmen; alle, die nicht für die Regierung seien, würden als „Terroristen“ bezeichnet, sagt Gerhard Ruiss von der Interessensgemeinschaft AutorInnen - und stellt klar: „Wir fordern nicht nur die umgehende Freilassung von Asli Erdogan und ihrer Kolleginnen und Kollegen, wir fordern auch alle infrage kommenden österreichischen Stellen zur umgehenden Einschaltung auf, um ihre sofortige Freilassung zu bewirken.“