Älteste steirische Glasmalerei entdeckt
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„Für die Erforschung der mittelalterlichen Glasmalerei in Österreich gehört der Fund in der Frauenburg sicherlich zu den Highlights der vergangenen Jahrzehnte“, freut sich Christina Wais-Wolf über die Fragmente.
Die Wiener Kunsthistorikerin hatte gemeinsam mit ihrem Kollegen Günther Buchinger vom Institut für Kunst- und Musikhistorische Forschungen (IKM) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zwei kleine Fragmente zur Identifizierung und Datierung erhalten.
Glasgemälde um 1250 hergestellt
Gemeinsam konnten die Experten nun ihr Alter abschätzen: „Es handelt sich um Teile eines Glasgemäldes, das um 1250 hergestellt sein dürfte“, so die Kunsthistorikerin. Die bisher älteste in Österreich gefundene Glasmalerei datiert laut Wais-Wolf übrigens um 1180 und stammt aus einer Filialkirche im Kärntner Weitensfeld.
Kirchenpatron oder Christus dargestellt
Die aktuell in der Steiermark gefundenen Fragmente dürften laut den Kunsthistorikern Teile eines Männergesicht sowie konzentrische Falten eines Kleidungsstückes darstellen. Das Glasgemälde könnte demnach einen Kirchenpatron abgebildet haben; auch eine Christusdarstellung wäre laut Wais-Wolf möglich: „Die Bogen auf der zweiten Scherbe sind typisch für die Faltenform der Kleidung im Schulter- oder Ellenbogenbereich“, präzisierte die Expertin.
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Scherben in Apsis der Kirche St. Jakob entdeckt
Ans Tageslicht kamen die mittelalterlichen Fundstücke bei einer archäologischen Grabung der steirischen Forschungsgruppe zur interdisziplinären Aufarbeitung landeskulturellen Erbes (FIALE) im Umfeld der Kirche St. Jakob auf der Frauenburg: „Die gotische Kirche hatte einen romanischen Vorgängerbau. In seiner unterirdisch zugänglichen Apsis wurden die zwei Scherben gefunden“, schilderte Wais-Wolf.
Für die Kunsthistorikerin ist der Fund aus zweierlei Hinsicht bedeutsam: „Die Fragmente erweitern den sehr geringen Bestand an romanischer Glasmalerei des 13. Jahrhunderts in Österreich ganz wesentlich. Darüber hinaus haben unsere Analysen ein stilistisches Nahverhältnis zur Glasmalerei in der Basilika San Francesco in Assisi ergeben.“
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Puzzleteile der Kunstgeschichte
Bisher konnte die Herkunft der Künstler von San Francesco nämlich noch nicht ausreichend geklärt werden: „Man ging davon aus, dass es sich um Erfurter oder Mainzer Glasmaler gehandelt hat. Mit dem steirischen Fund steht die Frage im Raum, ob die Künstler auf dem Weg nach Assisi auf der Frauenburg Auftragsarbeiten verrichtet haben.“
Die Künstler könnten demnach auch aus einer Salzburger Werkstatt stammen - eines ist für Wais-Wolf jedoch klar: „Wir sind überzeugt, dass die Kunstgeschichtsforschung diesen beiden Puzzleteilchen noch einiges Augenmerk schenken wird.“