Häftling wegen Online-Betrug vor Gericht

In Graz steht seit Donnerstag ein 60-Jähriger vor Gericht, der Frauen über Datingplattformen rund 37.000 Euro entlockt haben soll. Der Mann gab sich unter anderem als Chirurg aus - in Wahrheit saß er im Gefängnis.

Der 60-Jährige war ehemals Gastwirt und sitzt in der Grazer Justizanstalt Karlau in Einzelhaft. Von dort aus soll er über eine Dating-Plattform und über WhatsApp Kontakt zu Frauen aufgenommen und sie um ihr Geld - in Summe rund 37.000 Euro - betrogen haben, wobei noch nicht klar ist, wie der Mann in Isolationshaft überhaupt zu einem Handy gekommen war.

Als reicher Chirurg ausgegeben

Die Masche war jedenfalls immer dieselbe: Unter anderem gab er vor, als Neuro- und Herzchirurg, Leiter einer Wiener Privatklinik oder im Irak bei Ärzte ohne Grenzen tätig zu sein; ob seiner Tätigkeit im Ausland brauche er aber kurzfristig Geld. Frauen verschiedenen Alters fielen auf diesen Betrug herein, darunter sogar eine Juristin - mehr dazu auch in Internetbetrug: Häftling gab sich als Arzt aus (23.5.2016).

Opfer als Zeuginnen geladen

Seit Donnerstag wird dem Häftling in Graz der Prozess gemacht, seine Opfer wurden dabei als Zeuginnen geladen: Sie geben an, dass die Geschichte perfekt eingefädelt und absolut glaubwürdig gewesen sei; dazu seien fast alle in den vermeintlichen Arzt verliebt gewesen.

„Hätten sie dem Herrn Geld gegeben, wenn sie gewusst hätten, dass er bei weitem kein Herzchirurg, sondern eigentlich Häftling ist, und noch bis 2027 im Gefängnis sitzt?“, fragte die Richterin, was unter den Opfern vehementes Kopfschütteln hervorrief. Dazu kam, dass der 60-jährige Angeklagte auch Nacktfotos von seinen Bekanntschaften bekommen und gedroht haben soll, diese auf Pornoseiten zu veröffentlichen.

Geld als Geschenk betrachtet

Vieles sei „erstunken und erlogen“, sagte der Angeklagte und plädierte gleich zu Beginn der Verhandlung auf „nicht schuldig“: Ein paar Geldflüsse gab er zwar zu, das Geld habe er aber entweder zurückgezahlt oder es als Geschenk betrachtet, Schaden sei keiner entstanden. „Wie nennt man denn jemanden landläufig, wenn man vorgibt, Herzchirurg zu sein und eigentlich noch viele Jahre im Gefängnis sitzt?“ fragte die Richterin. Daraufhin musste der Angeklagte eingestehen: „Einen Betrüger, Frau Vorsitzende.“

Der Prozess wurde am Donnerstag letztlich vertagt, weil einige Zeugen nicht erschienen waren.