Grazerin erforschte weibliches Balzverhalten

Das Balzverhalten von männlichen Tieren ist bereits in zahlreichen Studuien untersucht worden. Dass sexuelle Selektion auch bei Weibchen eine wichtige Rolle spielt, wies eine Grazerin bei einem Experiment mit Käfern nach.

Fest steht: Wer im Tierreich mehr Erfolg bei der Fortpflanzung hat, setzt sich durch. Im Rahmen der Evolution führt sexuelle Selektion dazu, dass sich bei Exemplaren einer Art jene Eigenschaften herausbilden, die für die Paarung von Vorteil sind. Warum und wie männliche Tiere bei Artgenossinnen punkten, wurde bereits vielfach erforscht - vom farbenprächtigen Gefieder über eine volle Mähne bis hin zum mächtigen Geweih.

Ergebnisse in Fachjournal veröffentlicht

Eine steirische Biologin, Karoline Fritzsche vom Institut für Zoologie der Karl-Franzens-Universität Graz, konnte nun nachweisen, dass sexuelle Selektion auch bei Weibchen eine wichtige Rolle spielt und wesentlich zum Verständnis der Evolution von Paarungssystemen beiträgt. Die Ergebnisse ihrer Arbeit wurden soeben im renommierten Forschungsjournal „Current Biology“ veröffentlicht. Die vorliegende Publikation entstand im Rahmen von Fritzsches Dissertation an der Universität von Uppsala.

Sexuelle Selektion über Generationen simuliert

Im Zuge ihrer Forschung hatte die Zoologin ein Experiment mit Samenkäfern angestellt, bei dem sie sexuelle Selektion über mehrere Generationen simulierte. Dafür bildete die Wissenschaftlerin zwei Gruppen mit unterschiedlicher Geschlechterverteilung: In der einen waren die Weibchen 5:1 in der Überzahl, in der anderen die Männchen im gleichen Verhältnis.

Jeweils 19 Generationen waren diesen verschiedenen Umweltbedingungen ausgesetzt. Um zu überprüfen, ob tatsächlich Evolution – also eine genetische Veränderung – stattgefunden hat und die Käfer nicht bloß ein neues Verhaltensmuster erlernt haben, wurden im Anschluss an die 19 Generationen vier weitere Generationen mit einer Geschlechterverteilung im Verhältnis von 1:1 angeschlossen.

Bis zu zwölf Verführungsversuche in Serie

Einige Samenkäfer seien besonders interessant im Bezug auf ihr unkonventionelles Paarungsverhalten, denn bei ihnen gehen die Damen aktiv auf ihre Artgenossen zu: „Die Weibchen stimulieren ihre Partner mit ihren Fühlern am Kopf und drehen ihnen dann das Hinterteil zu, um begattet zu werden“, berichtet Fritzsche. Passiert nichts, wiederholt die Verführerin dieses Balzverhalten. Bis zu zwölf Versuche in Serie hat die Zoologin bei ihren Forschungen beobachtet.

Bessere Qualität durch Wettbewerbsverhalten

Nach 23 Generationen zeigte sich, dass die Käferweibchen, deren weibliche Vorfahren einer Wettbewerbssituation ausgesetzt waren, bei der Paarung „besser“ waren als ihre Artgenossinnen der anderen Gruppe: „Sie finden schneller einen Partner, starten das Balzverhalten früher, überzeugen die erwählten Männchen rascher von ihren Qualitäten und kommen somit nach weniger Versuchen zur Paarung“, fasst Fritzsche zusammen und schließt daraus: „Konkurrenz unter den Weibchen führt dazu, dass sich durch sexuelle Selektion Eigenschaften herausbilden, die ihren Fortpflanzungserfolg steigern.“

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