Pflegeprobleme mit uneinsichtigen Patienten

Der Fall einer vernachlässigten Frau im Bezirk Graz-Umgebung, die mit Madenbefall ins Spital kam, weckte großes Unverständnis. Tatsächlich sind dem Pflegepersonal bei selbstbestimmten Patienten oft die Hände gebunden.

In der Steiermark werden mobile Pflege-und Betreuungsdienste von fünf Trägerorganisationen durchgeführt – der Caritas, dem Hilfswerk, dem Verein Sozialmedizinischer Pflegedienst, dem Roten Kreuz und der Volkshilfe.

„Selbstbestimmtheit von größter Bedeutung“

Oberste Priorität sei, dass die betreuten Personen ein selbstbestimmtes Leben führen, sagt Brigitte Schafarik, stellvertretende Geschäftsführerin der Volkshilfe. Man könne nicht über die Köpfe der Menschen hinweg entscheiden und ihnen einfach die Decke wegziehen, wenn sie es nicht wollen.

Auch die Pflegedirektorin des Roten Kreuz Steiermark Johanna Reinisch sagt, das mobile Pflegepersonal sei nur Gast in den Haushalten: „Die Achtung der Selbstbestimmtheit des Menschen ist in allen Pflegesituationen von größter Bedeutung. Gerade für die professionellen Pflegekräfte. Sie hat aber natürlich dort ihre Grenzen, wo es Richtung Selbstgefährdung einer Person geht. Diese Selbstgefährdung festzustellen, ist aber nicht immer einfach.“

Pflegevernachlässigung ist Ausnahme

Schwierig werde es vor allem dann, wenn der mobile Pflegedienst nicht täglich im Haus sei und die betreute Person Widerstand leiste: „Wenn Gefahr im Verzug ist, weder die Patientin, noch die Familie mitarbeitet, dann hat das Pflegepersonal natürlich den Auftrag, aktiv zu werden. Da kann man nicht zuschauen“, so Reinisch. Hier gelte es, den Hausarzt oder das Sozialamt zu informieren.

Dies komme laut Reinisch aber nur etwa fünf bis zehn Mal pro Jahr vor. Auch bei der Volkshilfe werde rund zehn Mal jährlich das Sozialamt eingeschaltet. Ein Pflegemissstand wie bei der 90-jährigen Frau würde selten vorkommen – mehr dazu in 90-Jährige vernachlässigt – massive Geschwüre. Das sagt auch die Leiterin des Sozialamts der Stadt Graz, Andrea Fink. Famlienangehörige seien zwar oft überfordert, aber dass eine derartige Pflegevernachlässigung festgestellt werde, sei die Ausnahme.

Link: