Slowenien wehrt sich gegen Rückschiebungen
Die steirische Polizei weist diese Kritik zurück. Eine offizielle diplomatische Verstimmung zwischen den Nachbarländern scheint es wegen des Vorfalls aber nicht zu geben. Eine Streife des Bundesheers hatte die neun Flüchtlinge am Sonntagvormittag in der Nähe des Grenzübergangs in Spielfeld aufgegriffen - Schlepper hatten die Menschen zuvor durch ein Loch im Grenzzaun geschleust.
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Laut Polizei hat die darauf folgende Einvernahme der Flüchtlinge ein klares Bild ergeben: „Diese Personen sind illegal über die grüne Grenze nach Österreich gelangt, sie haben keine gültigen Reisedokumente mitgehabt - und sie haben auch keinen Asylantrag in Österreich gestellt. Somit war mit einer Zurückweisung vorzugehen“, erklärt der steirische Polizeisprecher Fritz Grundnig.
Scharfe Kritik von slowenischen Medien
Ganz anders scheint die Wahrnehmung in Ljubljana zu sein: In mehreren slowenischen Medien gibt es scharfe Kritik an der Vorgangsweise der Österreicher. Diese sei rechtlich nicht gedeckt - sogar eine Rück-Überstellung der Flüchtlinge nach Österreich wird angedacht.
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Dass es diese bisher nicht gegeben hat, hat möglicherweise mit dem Staatsbesuch von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) am Montag beim slowenischen Regierungschef Miro Cerar zu tun. Offizielle Kommentare gibt es zwar nicht - es habe aber ein sehr gutes Gespräch gegeben - auch über die umstrittene österreichische Asyl-Notverordnung, heißt es aus dem Kanzleramt.
„Es gibt, glaube ich, eine Übertreibung“
Auch Insider wie der steirische Honorarkonsul für Slowenien sehen keine gröberen diplomatischen Verwicklungen: „Dann hätte ich das von der Botschaft oder den Regierungen gehört. Es gibt, glaube ich, eine Übertreibung“, so Honorarkonsul Kurt Oktabetz.
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Bei der Polizei vermutet man, dass diese vergleichsweise ungewöhnliche Aufregung rund um die Zurückweisung am Sonntag mit der derzeitigen Lage in Italien zu tun haben könnte. Dort haben sich nach der Sperre der Balkanroute mittlerweile rund 140.000 Flüchtlinge angesammelt. Die Slowenen befürchten, dass sich viele von ihnen früher oder später rund um das Grenzgebiet Triest in Richtung Norden bewegen könnten.
Flüchtlingsgipfel am 24. September
Und wenn dann Österreichs Grenzen per Notverordnung dicht sind, bliebe Slowenien auf dem Problem sitzen, so die Befürchtung. Zur weiteren Klärung setzen beide Seiten jetzt auf den von Bundeskanzler Kern für 24. September einberufenen Flüchtlingsgipfel in Wien, an dem insgesamt zehn betroffene EU-Länder teilnehmen werden.