Vermisste Kinder wieder aufgetaucht

Jene Volksschulkinder, die aus Angst vor der Abschiebung ihrer Familie am Donnerstag in Kumberg weggelaufen sind, sind laut Polizei wieder unversehrt aufgetaucht. Wie es mit der Familie nun weitergeht, ist aber völlig offen.

Die vierköpfige Flüchtlingsfamilie stammt aus dem Irak und gilt als gut integriert - sowohl die Eltern in der Gemeinde Kumberg als auch die Kinder in der Schule. Der Bub ist neun Jahre alt und besucht die dritte Klasse, seine Schwester die zweite Klasse.

„Gut integriert“

„Das Berührende dabei ist, dass die wirklich seit ungefähr einem Jahr bei uns sind; völlig integriert, wirklich gut aufgehoben, ein Mitglied beider Klassen sind, eigentlich der ganzen Schule - auch die Eltern sich äußerst um Integration bemühen; Deutschkurse besuchen, einfach helfen, wo immer sie können“, so Brigitta Blantz-Stefan von der Volksschule Kumberg.

„Ganz viele Kumberger leben da mit“

Trotzdem wurde für die Familie ein Abschiebebescheid ausgestellt - Donnerstagfrüh hätte sie abgeholt werden sollen: „Nachdem die Polizei dann bei der Familie geläutet hat, haben die Kinder das mitbekommen und sind leider auf und davon. Ganz viele von der Kumberger Bevölkerung leben da richtig mit“, so Blantz-Stefan.

Aus Solidarität mit der Familie wurde Donnerstagabend auch eine Kundgebung organisiert: „Ein Ort sagt Nein zur Abschiebung von Freunden“ hieß es da, rund 300 Kumberger nahmen daran teil. Norbert Johne betreut die Familie seit neun Monaten: „Die Kinder spielen im Fußballverein, der Mann hilft in der Gemeinde, und mir tut es dann weh, wenn man dann sagt, da lebt man es eigentlich, wie man es zu leben hätte, und dann passiert sowas. Wir versuchen, dass Österreich in das Verfahren eintritt, das wäre unser erstes Ziel; unabhängig, wie das Asylverfahren dann ausgeht, wäre das ein ganz wichtiger Schritt.“

Vermisste Kinder in Kumberg

ORF

Festnahme-Auftrag vorübergehend aufgehoben

Wo die Kinder sind, weiß man zwar noch immer nicht, aber sie seien wohlauf, sagt Fritz Grundnig, Pressesprecher der Landespolizeidirektion: „Der Vater hat Donnerstagabend mitgeteilt, dass sich die Kinder an einem sicheren Ort befinden, wo genau, hat er uns nicht verraten. Als Erziehungsberechtigter muss er den Aufenthaltsort seiner Kinder nicht bekannt geben.“

Behörden am Zug

Der sogenannte Festnahme-Auftrag für die Abschiebung wurde vorübergehend aufgehoben. Wie es mit der Familie weitergeht, ist damit noch offen; der auf Asylfragen spezialisierte Grazer Anwalt Klaus Kocher schätzt Chancen und Möglichkeiten aber nicht allzu groß ein: „Meine Erfahrung mit den Asylbehörden ist, dass man in Fällen, in denen schon eine bestimmte Publizität eingetreten ist, eher noch härter und strikter bei der Linie bleibt, das heißt, dass man unter allen Umständen abschieben will, um kein Präjudiz zu schaffen.“ Die irakische Familie wohnt seit Dezember in Kumberg - einfacher, dauerhaftes Asyl im jeweiligen Land zu erhalten, wird es erst ab einem Aufenthalt von fünf Jahren.