Betrüger locken mit Verdienst als „Paketagent“

Die steirische Polizei warnt vor Betrügern, die auf Online-Jobbörsen einen Nebenjob als „Paket- oder Warenagent“ anbieten. Der Vorgang dient zum Verschleiern krimineller Vorgänge; vom versprochenen Lohn sieht man nichts.

Einfach und seriös klingen die Angebote der Betrüger im Internet laut Kurt Murtinger von der Grazer Kriminalpolizei: Dem zukünftigen „Mitarbeiter“ wird ein professionell aussehender Arbeitsvertrag mit Firmenlogo übermittelt; im Gegenzug verlangt die vermeintliche Firma vom Interessenten dessen Sozialversicherungsnummer, Kontodaten und eine Kopie des Personalausweises.

Versandwege sollen verschleiert werden

Aufgabe des „Agenten“ ist es, diverse Waren, die an seine Adresse gesendet werden, in Empfang zu nehmen, sie umzuetikettieren und an einen weiteren Adressaten zu schicken. Damit versuchen die Auftraggeber den Versandweg der Waren - oft auch ins Ausland - zu verschleiern und Ermittlern der Polizei die Nachverfolgung zu erschweren.

In den Paketen befinden sich meist Elektronikzubehör, Software oder Kleidung, die mit den Daten des „Agenten“, mit falschen Daten oder widerrechtlich erlangten Kreditkartennummer ergaunert wurden.

Täglich ein bis zwei Fälle allein in Graz

Der „Paketagent“ selbst ist meist nur wenige Wochen aktiv, weil der versprochene Lohn nie überwiesen wird. Er ist auch jener in dem kriminellen Vorgang, der schnell ermittelt und identifiziert werden kann - dann droht ein Strafverfahren wegen Geldwäsche, Hehlerei oder Beihilfe zum Betrug: „Wir hatten in den vergangenen Wochen täglich ein bis zwei Fälle“, schildert Murtinger - und das betreffe nur den Raum Graz; für die Steiermark oder Österreich habe er keine Zahlen.

Betroffenen rät der Ermittler dazu, sofort zur Polizei zu gehen, auch wenn man im „guten Glauben“ gearbeitet habe - unter dem Stichwort „tätige Reue“ könnte man dann straffrei ausgehen: „Wenn die Polizei erst einmal vor der Tür steht, könnte es zu spät sein.“ Anzeige würde meist von den Versandhändlern erstattet, fallweise auch am Wege der Selbstanzeige.

Massiv seit einigen Wochen aufgefallen

Die Masche gebe es schon länger, seit etwa ein bis zwei Jahren. „Aber massiv fällt uns das seit einigen Wochen auf“, so der Kriminalist. Je verlockender ein Angebot sei, desto kritischer sollte man sein. „Mit einigen Stunden unqualifizierter Arbeit wie Pakete weiterleiten kann man nicht 1.000 Euro oder mehr verdienen, das muss einem klar sein“, warnt Murtinger. Auf keinen Fall sollte man für eine Arbeit Vorauskasse leisten und persönliche Daten oder Kopien von Dokumenten und Bankverbindungen weitergeben.

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