E-Medikation: Testbetrieb wird verlängert

Im Bezirk Deutschlandsberg wird seit Mai die E-Medikation getestet - bisher ohne den gewünschten Erfolg. Nun wird der Testlauf verlängert. Ab Dezember könnte die E-Medikation sogar verpflichtend eingeführt werden - nicht ohne Kritik.

Für den Patienten bedeutet E-Medikation: Er bekommt ein Medikament verschrieben, allerdings erhält er das Rezept nicht - wie bisher - in Papierform; stattdessen wird seine Verschreibung auf die E-Card gespeichert. Mit dieser kann er seine Medikamente in der Apotheke abholen. Der Testbetrieb der E-Medikation im Bezirk Deutschlandsberg wurde im Mai aufgenommen - mehr dazu in E-Medikation: Probebetrieb angelaufen (20.5.2016) und Probelauf für E-Medikation spaltet (25.7.2016).

Zu wenig Beteiligung, zu wenig Daten

Die Probephase brachte aber nicht die nötigen Daten, da zu wenige Ärzte mitgemacht haben - nun wird die Pilotphase bis Ende November verlängert. Der Hauptverband der Österreichischen Sozialversicherungsträger will trotzdem ab Dezember eine verpflichtende Einführung der E-Medikation im Bezirk Deutschlandsberg - die Ärztekammer weigert sich dagegen, sie nennt das System unausgereift.

Warum bisher so wenig Interesse bestand und was diese Situation ändern soll, erklärt Volker Schörghofer vom Hauptverband der Sozialversicherungen folgendermaßen: „Aus meiner Sicht waren es zwei Gründe: der eine die Sommerpause, der andere, dass die Arztsoftware noch nicht fertig war.“ Man gehe aber davon aus, dass jetzt alles funktioniere.

„Nur bei dreien funktioniert es reibungslos“

Bei der Ärztekammer sieht man das Problem noch nicht so gelöst wie beim Hauptverband - man bezweifle, dass das Interesse der Ärzte, beim Pilotprojekt mitzumachen, nun steigen wird, so Georg Millauer, „weil es sind ja von den angemeldeten 33 nur 13 sozusagen online und nur bei dreien funktioniert es reibungslos.“

Das System sei derzeit noch „unausgereift und somit unsicher“, so das Urteil der Ärztekammer. Bis jetzt würde die E-Medikation viel Zeit kosten und das vor allem zu Lasten der Patienten, auch mit der Software gäbe es nach wie vor Probleme, so die Ärzte. Beim Hauptverband dementiert man das allerdings, die Software funktioniere jetzt auf allen zeitgemäßen Computern, heißt es.

Eindeutiges Zeichen von der Politik gefordert

Der Hauptverband will nun ein eindeutiges Zeichen der Politik, dass die E-Medikation verpflichtend wird - und zwar schon ab Dezember im Bezirk Deutschlandsberg. „Ich glaube, am sinnvollsten wäre es, wenn das Gesundheitsministerium einen Rollout-Plan kommuniziert - im Sinne einer Durchführungsverordnung - und dann können wir uns und alle Teilnehmer am System gut darauf einstellen“, so Schörghofer.

Geht es nach dem Hauptverband, soll die E-Medikation zuerst im Bezirk Deutschlandsberg, dann ab kommendem Jahr in der Steiermark und bis zum Frühling 2018 in ganz Österreich verpflichtend eingeführt werden.

Ärztekammer: „Schlicht fahrlässig“

Die Ärztekammer wehrt sich: „Von einem österreichweiten Roll-out kann hier weit und breit keine Rede sein“, wurde am Dienstag per Aussendung klargestellt. Der Vizepräsident der Ärztekammer, Johannes Steinhart, warnte: „Auf Basis dieser minimalen und meist schwierigen Erfahrungen in den Ordinationen ein System auf ganz Österreich ausrollen zu wollen, ist eine Gefahr für die Patientensicherheit.“

Weiters kritisierte Steinhart: „Wenn das System jetzt schon krankt, ist eine plötzliche Einbindung von mehr als 8.000 Kassenärzten und mehr als 10.000 Wahlärzten schlicht fahrlässig.“ Damit geraten die Pläne der Sozialversicherungsträger ins Wanken: Eine Zustimmung der Ärzte ist laut Gesundheitsministerium nämlich eine der Voraussetzungen für eine entsprechende Verordnung.

Gesundheitsministerium aufgeschlossen

„Eine Verordnung gibt es dann, wenn es einen abgestimmten Rollout-Plan gibt und alle das Okay dazu gegeben haben“, erklärte eine Sprecherin von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ). Dazu zählen neben den Ärzten auch Softwarehersteller und Apotheken. Der Hauptverband müsse belegen, dass die E-Medikation in Ordinationen und Apotheken entsprechend funktioniere. Generell habe man aber höchstes Interesse an einem österreichweiten Rollout.

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