Steirischer herbst in der Südsteiermark gestartet

Auch in der Südsteiermark thematisiert der steirische herbst seit Freitag gesellschaftlich brisante Themen rund um das diesjährige Motto „Wir schaffen das“ - zum Beispiel mit apokalyptischen Zukunftsvisionen in Leibnitz.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 1.10.2016

Als erstes führte Intendantin Veronica Kaup-Hasler das herbst-Publikum in der Südsteiermark auf ein Feld am Fuße des Seggaubergs - mehr dazu in Steirischer herbst thematisiert Flüchtlingslage (15.06.2016). Über einem noch nicht abgeernteten Maisacker stehen dort dicht gestaffelt an die 2.000 blutrot lackierte Eisenstangen.

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Kiluanji Kia Henda wandert durch seine Installation

Drei Mal besuchte der angolanische Künstler Kiluanji Kia Henda für diese Installation das südsteirische Grenzland. Diese spiegelt nun seine prägendsten Eindrücke wider: „Wir sehen hier nahezu dasselbe Bild wie in einem Weingarten, doch hier ist alles rot wie Blut. Es fehlen die Drähte sowie die Pflanzen. Man könnte hier auch einen Friedhof sehen - oder Menschen verteilt in der Landschaft“, beschreibt der Künstler.

„Will Kulturen willkommenheißen“

Zwei Kilometer entfernt, am Leibnitzer Hauptplatz, lud Rainer Prohaska zur kollektiven „Tea Time“ - einem Dialog der Kulturen: „Die Idee ist einserseits, mit der Architektur zu spielen, weil mich besonders die japanischen Teehäuser interessieren, die ja eigene Gebäude sind. Zweitens Aufklärungsarbeit: Wie funktionieren die Kulturen - und vor allem, wie breitet man den Tee richtig zu - das wissen bei uns nur wenige. Und das Dritte ist, dass ich die Kulturen, die gerade am Kommen sind, ein bisschen willkommenheißen möchte“, so Prohaska.

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Rainer Prohaska will kommende Kulturen willkommenheißen

Am Freitag wurde türkischer Cai serviert. An anderen Tagen sollen wechselweise vor allem die chinesische, die nepalesische und die sri-lankische Teekultur in den Mittelpunkt rücken. Wegen der starken Unterschiede habe er just diese Traditionen gewählt, erklärte der Künstler bei der Premiere seines Projekts. Das „Mobile Teahouse“ zieht bereits am Samstag weiter ins südsteirische Leutschach. Im nächsten Frühjahr, vermutlich im April, soll es auch nach Wien kommen.

Österreich-Premiere als Höhepunkt des Abends

Als Höhepunkt des Abends fand im Hugo-Wolf-Saal Leibnitz die Österreich-Premiere der preisgekrönten Produktion „Late Night“ statt. Das griechische Theaterperformance-Kollektiv Blitz Theater Group führt darin sein Publikum kerzengerade in den Abgrund eines vernichteten Europas.

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Tanzen „auf den Trümmern Europas“

In einem unverorteten, surrealen Ballsaal tanzen drei Paare in wechselnden Konstellationen Walzer und erzählen dem Publikum durcheinander und wie nebenbei von ihren traumatischen Erlebnissen von dem bereits stattgefundenen Armageddon Europas. Im Raum stehen bleibt die implizite Frage: "Wäre die Katastrophe zu verhindern gewesen? Und wenn ja, wie. Der Gedanke, dass es die (universelle) Liebe sein könnte, die die Antwort ist, bleibt zaghaft relativiert.

Der Nino aus Wien in der Südsteiermark

Anschließend startete die Präsentation des extra für den „steirischen herbst“ zusammengestellten, eben erschienenen akustisch-poetischen „Grünen Albums“ von Nino aus Wien und Natalie Ofenböck.

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