Kirche und Caritas kritisieren Dublin-Abkommen

Katholische Kirche und Caritas kritisieren Abschiebungen gut integrierter Flüchtlingsfamilien nach dem Dublin-Verfahren: Die Arbeit jener, die sich für die Integration dieser Menschen einsetzten, würde dadurch ad absurdum geführt.

Wenn Flüchtlingsfamilien seit Monaten in der Steiermark leben und dann abgeschoben werden, sei das „eine sehr schmerzhafte zweite Entwurzelung - und das sollte nicht sein“, sagte der steirische Bischofsvikar Hermann Glettler am Freitag im Rahmen des Caritas-Forums in Graz.

Gruppe auf einer Parkbank mit Asylwerbern

ORF.at

Wenn gut integrierte Flüchtlinge aufgrund des Dublin-Abkommens wieder rücküberstellt werden müssen, sehen Caritas und Katholische Kirche das kritisch

Kritik an später Zuständigkeitsklärung

Zu hinterfragen sei die Regelung im Dublin-Abkommen, „dass der Staat, in dem die erste Registrierung stattgefunden hat, für das Asylverfahren zuständig wird. Das sollte eigentlich in rascher Zeit festgestellt werden - und das ist möglich - und nicht erst nach - ich denke an den konkreten Fall einer syrischen Familie - neun Monaten. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen - nach neun Monaten kommt man drauf: ‚Nein, Kroatien ist zuständig.‘ Die Kinder haben bestens Deutsch gelernt, die Eltern bemühen sich, sie sind in der Schule, es gibt einen Freundeskreis“ - und dennoch folgt plötzlich die Rücküberstellung.

Dadurch würde auch die Arbeit von Flüchtlings- und Integrationshelfern in Frage gestellt: „Vor allem geht es darum, diese Menschen nicht zu enttäuschen. Und es sind sehr viele, die sich da engagieren, die echten ‚Integrations-Meister‘ in den Dörfern und auch Bezirksstädten - da ist ein riesiges soziales Engagement dahinter. Und wenn man dieses Engagement so ins Leere laufen lässt, dann ist das sehr kontraproduktiv“, so Bischofsvikar Glettler.

„Mit größerer Menschlichkeit reagieren“

Zwar habe jeder Staat das Recht, Asyl zu gewähren, oder - in berechtigten Fällen - eben nicht, sagt Hermann Glettler, er schlägt jedoch vor, „mit größerer Menschlichkeit und mit Augenmaß zu reagieren. In den Fällen, in denen tatsächlich Zugehörigkeit in unserem Land entstanden ist, wo etwas gewachsen ist, wo Netzwerke da sind, soziale Netzwerke da sind, da sollte man anders reagieren“.

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