Chronische Schmerzen: Neues Modell gefordert

Steirische Fachärzte haben ein neues Modell zur Behandlung chronischer Schmerzen vorgeschlagen: Dabei soll es neben einem einheitlichen Patientenleitfaden auch besser koordinierte Ärztebesuche geben - und das österreichweit.

Jeder Fünfte in Österreich leidet an chronischen Schmerzen. Bei zwei Drittel davon gehen diese von der Wirbelsäule aus. Derartige Schmerzen machen nicht nur das Leben zur Qual, sondern können auch massive volkswirtschaftliche Schäden verursachen: So können in Österreich pro Jahr rund 400.000 Krankenstandstage auf chronische Schmerzen zurückgeführt werden - sie sorgen für einen Produktivitätsverlust von über einer Milliarde Euro.

Organische, psychische und soziale Dimension

„Das Kernproblem ist, dass ein nicht entarteter Schmerz dermaßen entarten kann, dass er chronisch wird und somit immer schwieriger und aufwändiger zu behandeln ist“, gibt der Koordinator der Schmerzplattform Österreich, der Grazer Orthopäde Gregor Kienbacher, zu bedenken.

Rückenschmerz

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Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten chronischen Schmerzen

Der chronische Schmerz sei komplex und habe mehrere Dimensionen - eine organische, psychische, aber auch soziale. Auch wissenschaftliche Untersuchungen seien daher zu dem Ergebnis gekommen, „dass chronische Schmerzpatienten durch einen einzelnen Arzt oder Therapeuten nicht gut therapierbar sind“, so Kienbacher.

Experte will an zwei Stellen ansetzen

Um chronische Schmerzen effizient zu behandeln, will der Experte an zwei Stellen ansetzen: Einerseits soll ein Leitfaden als eine Art Behandlungsschema zum Einsatz kommen, nach dem die Therapien überall nach denselben Kriterien durchgeführt werden. Das ist zum Beispiel bereits bei Krebsbehandlungen üblich.

Andererseits fordert Kienbacher ein koordiniertes Vorgehen, das flächendeckend in Österreich eingeführt werden soll: „Sie müssen viele Ärzte mit unterschiedlichen Fachrichtungen und Expertisen, aber auch viele Therapeuten mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Ausbildungen an diese Patienten bekommen und sie multimodal, also vielschichtig, therapieren.“

Politik soll - „kostenschonenden“ - Rahmen schaffen

Diese Ansätze fließen derzeit schon in die Ausbildung der Ärzte und Therapeuten mit ein. Was fehle, sei der entsprechende Rahmen, in dem diese Behandlungen möglich sind. Den müsse die Politik schaffen, fordert Kienbacher - und weist darauf hin, dass dadurch langfristig auch Kosten gespart werden könnten. Der Orthopäde hofft nun, dass diese Initiative auch in die steirische Gesundheitsreform miteinfließt.

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