Frostbilanz: „Katastrophenjahr mit Lichtblicken“

Am Dienstag ist die endgültige Bilanz nach der Frostkatastrophe im Frühjahr präsentiert worden. Sie bestätigt, das es bei fast allen Kulturen Frostschäden gab, dazu kamen etliche Hagelschäden. Es gibt aber auch Lichtblicke.

Zuerst der Frost, dann der Schnee, unter dessen Last zahlreiche Obst- und Weingärten zusammenbrachen - mehr dazu in Frost vernichtet fast die gesamte Apfelernte (28.4.2016) und Frost hat Weinernte fast komplett vernichtet (4.5.2016).

„Katastrophenjahr mit Lichtblicken“

„Es ist ein Katastrophenjahr mit Lichtblicken“, fasste Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher anlässlich der endgültigen Erntebilanz am Dienstag zusammen, denn halbwegs verschont geblieben seien der Kürbis, die Käferbohnen, Hirse sowie Soja, auch gebe es ausreichend Futter. Unterschiedlich falle die Maisernte aus, durchwachsen sei die Saison laut Titschenbacher bei Salaten sowie Paradeisern,großen Schaden gab es dagegen im Obst- und Weinbau.

Ernte Frost

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Existenzen in Trümmern

Auch der Obstbaubetrieb von Anton Maurer in Ottendorf wurde schwer getroffen: Ein Großteil seiner Existenz lag in Trümmern. Ein halbes Jahr später: Zehntausende Euro kostete der Wiederaufbau der Anlagen, der noch immer nicht abgeschlossen ist - so müssen noch an die 1.000 Apfelbäume gepflanzt werden. Auch die befürchteten massiven Ernteeinbußen sind eingetroffen: Wirft ein Apfelbaum in der Regel durchschnittlich 140 Äpfel ab, so sind es heuer nur 15 - und davon sind wiederum für den Handel nur zehn „regaltauglich“ - „die mit Frostringen gehen in die Presse“, seufzt Maurer.

„Zwei Drittel der Mitarbeiter freistellen“

Auch die Obstvermarkter spüren die Auswirkungen des Jahrhundertfrosts massiv: Das Traditionsunternehmen Gössl in Puch bei Weiz ist mit 65 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber der Region. In einem normalen Jahr werden hier 22.000 Tonnen Äpfel verpackt - heuer sind es nur rund 5.500.

„Wir werden die roten Äpfel bis vermutlich Dezember verpacken können; die Sorte Golden Delicious wird vielleicht etwas länger gehen - aber wenn die Arbeit aus ist, sind wir gezwungen, die Mitarbeiter freizustellen. Wir gehen da von ungefähr zwei Dritteln der Mitarbeiter aus“, so Gössl-Geschäftsführer Wolfgang Ilzer. Damit müssen voraussichtlich ab Jänner rund 40 Gössl-Mitarbeiter auf Jobsuche gehen.

Ernte Frost

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Ähnlich geht es auch den anderen steirischen Obstvermarktern und Handelsbetrieben mit in Summe rund 400 Mitarbeitern: Bei der Landwirtschaftskammer rechnet man damit, dass rund die Hälfte dieser Menschen gekündigt werden muss.

Zukunft auch für viele Weinbauern ungewiss

Auch viele Weinbauern blicken in eine ungewisse Zukunft: Die Ernte wird mengenmäßig schlecht wie kaum zuvor ausfallen, was ebenfalls Existenzen bedroht. „Wir haben 25 bis 30 Prozent der üblichen Weinernte in der Steiermark zu verzeichnen. Das ist eines der niedrigsten Jahresergebnisse der letzten Jahrzehnte“, erklärt der Präsident der Landwirtschaftskammer, Franz Titschenbacher.

Seitinger: „Werden gute Wege finden“

Agrarlandesrat Johann Seitinger (ÖVP) spricht daher von einer mehr als schwierigen Situation. Nach Gesprächen mit Soziallandesrätin Doris Kampus (SPÖ) und dem Arbeitsmarktservice (AMS) ist er aber zuversichtlich, dass es für die von einer Kündigung betroffenen Mitarbeiter Schulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen geben wird, „sodass wir dieses sehr gut gebildete und gerüstete Personal über dieses Jahr drüberbringen und im nächsten Jahr hoffentlich alle wieder einstellen können. Denn letztlich brauchen wir Leute, die diese Kenntnis hier haben. Ich glaube, wir werden gemeinsam mit dem AMS und mit der Sozialabteilung hier gute Wege finden.“

Ernte Frost

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Seitinger geht davon aus, dass die gekündigten Mitarbeiter im kommenden Herbst wieder eingestellt werden können, sofern die Obstbauern im Frühjahr nicht von einer neuerlichen Frostkatastrophe heimgesucht werden.

Bauernvertretung fordert Entlastungen

Titschenbacher fordert daher Entlastungen - unter anderem erneuerte er am Dienstag seine Forderung nach einem fairen Anteil der Landwirte am Endverbraucherpreis und forderte den Lebensmittelhandel auf, den Mehrwert der heimischen Produkte den Betrieben auch finanziell abzugelten. Weiters verlangt Titschenbacher eine Steuerentlastung der Landwirte beim Agrardiesel sowie die Umsetzung der vom Ministerrat beschlossenen Beitragsfreistellung von der Sozialversicherung noch in diesem Jahr.

Gute Nachrichten beim Kürbiskernöl-Championat

Schauplatzwechsel nach Bad Gleichenberg: In der Landesberufsschule wurden beim Kürbiskernöl-Championat die besten Öle verkostet und ausgezeichnet - mehr dazu in Kürbiskernöl-Champions 2016/17 stehen fest (12.10.2016). Die Stimmung hier ist gut, denn beim Kürbis gibt es keine Ernteausfälle - nach dem Frost konnten rund 3.000 Hektar nachgesetzt werden: „In Summe, muss man sagen, dürfen wir zufrieden sein, die Erträge pro Hektar sind ausreichend, die Qualität ist top - wir könnten uns eigentlich nichts mehr wünschen“, so Franz Labugger, Obmann der Kürbisbauern.

Kürbisernte

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Der Kürbis, seine Kerne und das Öl als ein Lichtblick in einem Katastrophenjahr: „Es waren Schäden in der Größe von 230 bis 250 Millionen Euro zu verzeichnen bei uns im Land Steiermark. Aber es ist uns gelungen, sowohl im Weinbau- als auch im Obstbereich, Existenzen abzusichern“, so Seitinger.

Hart arbeiten und hoffen

Zurück zur Existenz von Herrn Maurer: Er dachte kurz ans Aufgeben, entschied sich aber für das Weiterkämpfen - auch wenn die neuen Anlagen erst in drei Jahren ertragreich sein werden. Sein Rezept - hart arbeiten und hoffen, „dass es nächstes Jahr wieder besser ist - und hoffentlich die Auszahlungspreise auch. Denn sonst wird es langfristig - oder kurzfristig - keinen steirischen Apfel mehr geben.“

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