Immer mehr Dorfgasthäuser sperren zu

Die steirische Wirtshauskultur befindet sich im Umbruch - das zeigt eine aktuelle Studie der Wirtschaftskammer: So bleibt in immer mehr Dorfgasthäusern die Küche kalt. Ein Grund dafür sei zu viel Bürokratie, wie es heißt.

250 Gastronomiebetriebe befragte die Wirtschaftskammer Steiermark: Zwei Drittel würden kein Unternehmen mehr in dieser Branche gründen, bei mehr als 60 Prozent verschlechterte sich die wirtschaftliche Lage seit dem Jahr 2000.

Zu viele Auflagen

Als Hauptgrund werden zu viele behördliche Auflagen genannt - jeder Schritt müsse schon aufgezeichnet und dokumentiert werden, kritisiert Barbara Krenn, Obfrau der Sparte Gastronomie in der Wirtschaftskammer und selbst Gastronomin: „Ich habe selbst gesagt, eigentlich brauche ich eine eigene Sekretärin, die mir das macht. Man steht ja eigentlich selbst und ständig im Betrieb, unter zehn, zwölf Stunden geht da gar nichts, und am Abend muss ich noch die ganzen Formulare ausfüllen, und irgendwann sagst du dann: Das geht nicht mehr.“

Kuriose Dokumentationspflichten

Hans Spreitzhofer, Obmann der Fachgruppe Hotellerie, ergänzt: „Wir haben hier eine Mappe mit mehr als 75 Vorschriften und Dokumentationen, die wir tagtäglich erfüllen müssen - und das ist nur ein Auszug: Es gibt noch mehr, das wir erfüllen müssen.“

Es gibt da durchaus auch kuriose Beispiele: „Wenn ein Mitarbeiter zum Beispiel eine Durchfallerkrankung hat, so das man da sagt, der Mitarbeiter darf nicht arbeiten, dann ist das ganz logisch. Aber dass ich im Hintergrund noch Aufzeichnungen führen muss, wann das angefangen hat, wann das beendet wurde usw., das ist eine Arbeit, die ist völlig umsonst“, so Spreitzhofer.

Problem gemeinnützige Vereine

Kritisiert wird auch, dass viele Vereine, die nicht gemeinnützig sind - etwa bei Sport-, Erntedank-, Grill- oder Kleingartenfesten -, Gastronomieauflagen nicht erfüllen müssen. Hier wird eine Art Register gefordert, um festzustellen, ob ein Verein überhaupt gemeinnützig ist.

Ein weiteres Problem sei die Personalsituation, sagt Barbara Krenn - eine neue Kampagne „Job mit Aussicht“ solle helfen, das Berufsimage in der Gastronomie wieder aufzupolieren: „Tourismus ist ein Beruf, wo du vom Tellerwäscher zum Direktor kommen kannst.“

Trend geht zu mehr Restaurants und Kaffeehäusern

Seit dem Jahr 2000 ging die Zahl der Gasthäuser und Gasthöfe in der Steiermark um ein Viertel zurück - hauptsächlich auf dem Land. Anders das Bild im städtischen Bereich: Hier gibt es mittlerweile um 40 Prozent mehr Restaurants und um 22 Prozent mehr Kaffeehäuser als vor 16 Jahren - das erklärt die Wirtschaftskammer mit der Vielzahl an Franchiseunternehmen und Migrantenbetrieben, beispielsweise Chinarestaurants oder Kebablokale.

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