US-Wahl: Für Prisching „ein schlechter Tag“

Der Republikaner Donald Trump zieht tatsächlich ins Weiße Haus ein. Der Grazer Soziologe Manfred Prisching gilt als Amerika-Kenner, er spricht von einem „schlechten Tag für die Welt“.

Die Sensation scheint perfekt: Der Republikaner Donald Trump hat US-Medien zufolge und entgegen allen Prognosen die Präsidentschaftswahl gewonnen - mehr dazu in news.ORF.at. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) sprach in einer ersten Reaktion von einer Zeitenwende - mehr dazu in US-Wahl: Schützenhöfer spricht von Zeitenwende.

„Der American Dream funktioniert nicht mehr“

Der Grazer Soziologie Manfred Prisching lehrte unter anderem in New Orleans und Las Vegas - er spricht von einem „schlechten Tag für die USA, für Europa und auch für die Welt. Wir haben das einmal mehr falsch eingeschätzt, auch bei den Voraussagen - offensichtlich ist es der selbe Effekt, der schon bei mehreren Wahlen aufgetaucht ist: Die Leute sagen, sie seien unentschieden, weil sie das nicht eingestehen wollen, dass sie diesen Kandidaten wählen, aber dann in der Wahlzelle machen sie doch ihr Kreuz, und das ist offensichtlich das, was in diesem Fall passiert ist. Je skurriler, je ungewöhnlicher die Kandidaten werden, umso eher äußern sich die Wähler bei den Befragungen nicht, und damit kommt es zu diesen Fehleinschätzungen.“

Für Prisching wurde „Hillary Clinton als Teil des Systems wahrgenommen, als Establishment, als jenes, das man grundsätzlich verändern will, aber dann sind da noch zwei andere Elemente: Das eine ist, dass offensichtlich der American Dream tatsächlich nicht mehr funktioniert, und das zweite ist die Identitätspolitik - jetzt war grad ein schwarzer Präsident, jetzt soll auch noch eine Frau kommen - dieses Gefühl, das sehr viele Leute haben, sie seien Fremde im eigenen Land, die Welt sei aus den Fugen“.

„Keine gute Botschaft für Europa“

Auf die Welt dürften nun große Veränderungen zukommen: „Für die USA selbst wird es gesellschaftspolitisch sicher eine Art von Retropolitik sein, das heißt Rückschritte nach all den Kriterien, die wir anwenden können im Bereich der Gesundheit oder im Bereich der Frauen; und für Europa ist das ein ernsthafter Schlag, weil Donald Trump die personifizierte Unberechenbarkeit ist. Ich glaube schon, dass dies eine gefährliche Sache ist, gerade dieser Stil der Unberechenbarkeit und dieser Stil des Nach-innen-Schauens, das ist keine gute Botschaft für Europa. Diese USA bewegen sich in Richtung auf eine gescheiterte Demokratie hin.“

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