US-Wahl: Ausgang nicht für alle überraschend

Er ist als Außenseiter ins Rennen um die US-Präsidentschaft gegangen, dennoch konnte Donald Trump triumphieren - für viele eine Überraschung, nicht aber für Roberta Maierhofer vom Zentrum für Interamerikanische Studien in Graz.

Donald Trump hätte zwar ein anderes Wertesystem als die eingeschworenen Republikaner, aber trotzdem gaben sie ihre Stimme nicht einer Frau, nicht Hillary Clinton: „Insofern kann man sagen, die Republikaner haben Trump gewählt, und ich glaube, dass jetzt in der Folge die Frage eher sein wird, wer wird im Trump-Team sein, wer wird in diese Stellungen kommen, die dann wirklich beeinflussen. Es wird da sicher so sein, dass Trump Personen des Vertrauens um sich scharen wird, weil er eine Person ist, die Kritik nicht erträgt“, so Maierhofer.

Trump

Reuters/ David Gray

Debatte: Welche Folgen hat Trumps Sieg?

„Nicht mehr ’I’, sondern ‚We‘“

Dennoch zeigte Trump bei seiner Siegesrede diplomatische Züge und setzte auf Versöhnung: Er wolle „Präsident aller Amerikaner“ sein, „es ist Zeit für uns, als geeintes Volk zusammenzukommen“, sagte er in New York - mehr dazu in „Als geeintes Volk zusammenkommen“ (news.ORF.at). Maierhofer dazu: "Trump muss sich jetzt auch als Präsident beweisen, denn ein Präsident Trump ist ein anderer Trump als ein wahlkämpfender Trump, und man hat in seiner Rede auch gesehen, er hat nicht mehr ’I’ gesagt, sondern „We’.“

Viele Fragen offen

Maierhofer geht davon aus, dass das Team rund um Donald Trump nun auch mit den Demokraten zusammen arbeiten will, und sie schließt nicht aus, dass er - gerade nach den frauenfeindlichen Aussagen im Wahlkampf - Frauen in seinem Regierungsteam haben wird. Außenpolitisch wird es nur dann eine Kursänderung geben, wenn Trump die Macht erhält, das jetzige System zu ändern: „Die Frage der Außenpolitik ist sicher eine, die wir beobachten müssen, auch natürlich von europäischer Seite. Da wird es die Frage sein, wie stabil sind die Strukturen, die schon da sind - dann wird es wahrscheinlich keine so große Änderung geben. Die vielleicht interessanteste Frage ist aber sicher die Beziehung zu Russland“, sagt Roberta Maierhofer vom Zentrum für Interamerikanische Studien an der Karl Franzens Uni in Graz.

„Zeitenwende“ und "Ein schlechter Tag“

Etwas anderer Meinung ist der Grazer Soziologe und Amerika-Kenner Manfred Prisching: Er spricht von einem „schlechten Tag für die USA, für Europa und auch für die Welt" - mehr dazu in „Der American Dream funktioniert nicht mehr“. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) wiederum sprach in einer ersten Reaktion von einer Zeitenwende - mehr dazu in US-Wahl: Schützenhöfer spricht von Zeitenwende.

Einstellen auf „mittelfristige Unsicherheit“

Der Sieg von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen sorgt unterdessen an den Börsen weltweit für große Nervosität: Finanzmärkte beurteilen den neuen US-Präsidenten als unberechenbar, entsprechend hektisch wurde am Mittwoch verkauft, was Indizes tief ins Minus stürzte - mehr dazu in „Kein guter Tag für die Weltwirtschaft“ (news.ORF.at).

Florian Stryeck, Leiter für Kapitalmärkte in der Raiffeisen Landesbank Steiermark, erklärt die Situation so: „Man hat eine Erstreaktion, aber dann relativiert sich alles sehr schnell. Das ist vor allem deswegen so, weil konkrete Auswirkungen der zukünftigen Trump-Administration noch nicht abschätzbar sind. Er signalisert, dass er die Wirtschaft ankurbeln will, dass er Steuern senken will, allerdings sind Fragen wie die Finanzierbarkeit etc. noch nicht vollständig geklärt.“

Gleichzeitig mahnt der Banker aber auch zur Ruhe: "Die Anlagen sind weiterhin sicher. Es gilt in den nächsten Wochen die Bewegungen auf den Märkten zu beobachten, bei nachhaltigen Entwicklungen mit den Kundenbetreuern zu sprechen und gegenfalls Maßnahmen zu setzen, so Stryeck.

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