Schüler klagen über Berufsorientierung in Schule

Mit der Berufsorientierung in der Schule ist nur rund ein Drittel der 16- bis 24-Jährigen zufrieden. Diese und weitere Ergebnisse einer Umfrage unter 1.000 Österreichern präsentierte am Dienstag die Wirtschaftskammer Steiermark.

Das Institut für Strategieanalysen unter der Leitung von Peter Filzmaier hat im Auftrag der Wirtschaftskammer Steiermark in einem repräsentativen Querschnitt 1.000 Österreicher im Alter von 16 bis 70 Jahren zur Berufs- und Bildungswahl befragt. Ein Fokus wurde auf die entscheidenden Kriterien sowie die Wertigkeit einzelner Bildungsabschlüsse gelegt.

Befragte wünschen sich mehr Angebote

Mit den schulischen Angeboten zur Berufsorientierung zeigte sich nur eine Minderheit von 15 Prozent zufrieden. In allen Bildungsgruppen habe eine klare Mehrheit angegeben, dass das Thema zumindest nicht ausreichend in der Schule behandelt wurde. Von den Schulen wünschen sich die Befragten mehr Angebote, schilderte Filzmaier. Berufsorientierung direkt im Unterricht wurde als mögliches Angebot am stärksten befürwortet.

60 Prozent entscheiden alleine

60 Prozent der Befragten gaben an, die Ausbildungsentscheidung alleine zu treffen bzw. getroffen zu haben. Neben Familie (27 Prozent), Freunden (19 Prozent) und Lehrern (17 Prozent) spielten das Internet und Beratungsstellen sowie Messen (17 Prozent) als Informationsquellen eine Rolle.

Mehrheit will „interessante Tätigkeit“

Als ausschlaggebend für die Ausbildungswahl wurde die Hoffnung auf eine „interessante Tätigkeit“ (63 Prozent) angegeben. „Gute Jobchancen“ sind 42 Prozent wichtig, die späteren Gehaltsaussichten führten 46 Prozent der 16- bis 19-Jährigen als wichtig an. 22 Prozent führten allerdings auch die geografische Nähe zum Wohnort an. Für ein Drittel war der „gute Ruf“ der Ausbildung wichtig, für ein Viertel sei auch der Wunsch der Eltern ausschlaggebend.

„Talentcenter“ so gut wie ausgebucht

Um Jugendlichen die Ausbildungs- und Berufswahl zu erleichtern, hat die Wirtschaftskammer Steiermark um drei Millionen Euro ein „Talentcenter“ eingerichtet. Aus der Kombination mehrerer Tests sollen Schüler ab 13 Jahren erkennen und entdecken, was in ihnen steckt, schilderte Kammerpräsident Josef Herk - mehr dazu in Die Wirtschaftskammer auf Talentsuche . „Wir sind mehr oder weniger ausgebucht und selbst überrascht über den extremen Zulauf schon in der Anfangsphase“, schilderte Herk.

Vor allem AHS-Absolventen gelten als nicht ausreichend auf den Berufsweg vorbereitet.

System bereitet eher schlecht vor

51 Prozent aller Befragten meinten, dass das österreichische Bildungssystem junge Menschen eher schlecht oder schlecht aufs Berufsleben vorbereitet. Wobei die einzelnen Bildungsabschlüsse unterschiedlich bewertet wurden: Demnach bietet ein Lehrabschluss die beste Berufsvorbereitung (85 Prozent).

„Die Lehre liegt sogar knapp besser als die FH“, betonte Filzmaier: Fachhochschul-Abschlüsse wurden von 78 Prozent und Uniabschlüsse von 57 Prozent als gute Vorbereitung auf das Berufsleben eingestuft. Lediglich 25 Prozent sprachen AHS-Absolventen ausreichende Berufsvorbereitung zu, wie Filzmaier ausführte.

Praxisbezug fehlt, Mängel bei Vorbereitung

Mehr als jeder vierte Befragte gab an, dass er persönlich schlecht auf die jeweilige Berufstätigkeit vorbereitet wurde. Die Werte seien in allen Bildungsgruppen konstant, am schlechtesten vorbereitet fühlen sich laut der Befragung AHS-Absolventen. Als größte Defizite wurden von allen Befragten fehlender Praxisbezug und mangelnde Vorbereitung auf das Alltagsleben genannt.

Uniabschluss wird am höchsten bewertet

Bei der Frage nach den besten Arbeitsmarktaussichten rangierten der FH-Abschluss (86 Prozent) und Uniabschluss (82 Prozent) an den ersten beiden Stellen, im Mittelfeld wurde ein BHS-Abschluss und ein Lehrabschluss (79 bzw. 75 Prozent) eingestuft. Dem AHS-Abschluss ordneten nur 39 Prozent der Befragten sehr gute bzw. eher gute Jobchancen zu. Im gesellschaftlichen Ansehen wurden Uniabschlüsse am höchsten bewertet (93 Prozent), nur 45 Prozent halten einen Lehrabschluss für gesellschaftlich ähnlich angesehen.

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