Prisching: Populistische Bewegungen im Zeitgeist

Anders als im Bund ist Norbert Hofer bei der Hofburg-Wahl in der Steiermark klar vor Alexander Van der Bellen gelegen. Die FPÖ punktet vor allem am Land - warum, erklärt der Grazer Soziologe Manfred Prisching.

Steiermark-Karte

ORF

Das Wahlergebnis

Ohne Briefwahlstimmen lag Alexander Van der Bellen mit 51,68 Prozent vorn, Norbert Hofer erreichte 48,32 Prozent; die ORF-Hochrechnung des Instituts SORA, welche die Briefwahlstimmen berücksichtigt, ergibt 53,3 zu 46,7 Prozent für Van der Bellen.

In der Steiermark ist es umgekehrt: Inklusive Wahlkarten lag hier Hofer bei 52,7 und Van der Bellen damit bei 47,3 Prozent.

Der typische Wähler einer autoritär-populistischen Bewegung wie der freiheitlichen Partei sei männlich, weniger qualifiziert und lebe meist im ländlichen Raum, so der Soziologe Manfred Prisching. Begriffe wie Modernisierung und Globalisierung würden eher in den Städten positiv wahrgenommen werden - mehr dazu in Hofburg-Wahl: Bürgermeister zu Besonderheiten (5.12.2016).

Die Schattenseite der Globalisierung

Denn am Land hätten sie ihre Schattenseiten - und diese würden in der Bevölkerung laut Prisching auch spürbar sein: „Die Städte profitieren von diesen Globalisierungs- und Modernisierungsprozessen, am Land wird mehr zugesperrt, als aufgesperrt. Dort spürt man auch tatsächlich, dass in den Nebenstraßen die Geschäfte leerstehen. Das heißt, das, was wir ungut finden an der Globalisierung, wird dort deutlicher, ist näher am Menschen, das merkt man stärker.“

Als „näher am Menschen“ hat sich in diesem Wahlkampf ja immer wieder Norbert Hofer dargestellt. Dass es auch anders wahrgenommen wurde, beweist etwa das Wahlergebnis in Weiz: „Es liegt höchstwahrscheinlich auch daran, Weiz ist eine offene Stadt, wir sind eine Industriestadt, wir haben sehr viel Großindustrie, die europazentriert ist, und ich glaube, dass die Menschen auch wissen, dass wir Europa brauchen“, erklärt Bürgermeister Erwin Eggenreich (SPÖ) - mehr dazu in Van der Bellen konnte besser mobilisieren (5.12.2016).

„Schon ein bisschen Zeitgeist“

Die Tendenz zu populistischer Politik würde sich übrigens nicht nur auf Österreich beschränken, so Prisching: „Wir haben ja entsprechende populistische Bewegungen in ganz Europa, auch in Amerika wie man sieht. Das heißt, es ist nicht nur die Sache vereinzelter, versagender oder schlechter Politiker, sondern es ist offensichtlich schon ein bisschen Zeitgeist.“

Ob dieser Zeitgeist auch bei der nächsten Wahl in der Steiermark, der Grazer Gemeinderatswahl am 5. Februar 2017, wehen wird, wird sich zeigen - mehr dazu in Graz-Wahl mit vorgezogenem Wahltag (25.11.2016)

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