Türkei-Krise: Wirtschaft fürchtet Folgen

Österreich steht bei den EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei auf der Bremse - als Folge will nun die Türkei auf allen Ebenen auf Konfrontationskurs mit Österreich gehen. Für die steirische Wirtschaft könnte das fatale Folgen haben.

Der politische Schlagabtausch zwischen Österreich und der Türkei geht weiter. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) bezeichnete die Reaktion der Türkei auf die österreichische Forderung nach dem Einfrieren der EU-Beitrittsgespräche mit Ankara als „völlig überzogen“.

Türkische Flagge

APA/Hans Punz

Debatte: Welchen Weg geht die Türkei?

„Mangelnde Höflichkeit ist überhaupt nicht der Punkt, es gibt inhaltlichen Dissens“, sagte Kern nach dem EU-Gipfel in Brüssel. Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hatte zuvor gesagt, er werde von nun an „auf allen Ebenen gegen Österreich auftreten“ - mehr dazu in „Es gibt inhaltlichen Dissenz“ (news.ORF.at).

Wichtiger Handelspartner

In der Türkei gibt es rund 500 österreichische Firmenniederlassungen. Steirische Firmen exportierten im Vorjahr Waren im Wert von rund 208 Mio. Euro in die Türkei, der Import betrug rund 165 Mio. Euro - damit zählt die Türkei zu einem wichtigen Handelspartner für die Steiermark.

„Wir spüren Gegenwind“

Laut Claudia Weyringer vom Internationalisierungscenter Steiermark (ICS) kann sich der Konfrontationskurs mit der Türkei massiv auf steirische Firmen, die in Handelsbeziehungen mit der Türkei stehen, auswirken: „Wir haben mit der Türkei sehr gute Verbindungen, und was wir momentan sehr stark spüren aufgrund der aktuellen Situation, ist ein Gegenwind - ein Gegenwind gegen Österreich, nicht nur von staatlichen Stellen, sondern auch von privaten Türken.“

Noch sei aber ein Vertrauen in jene steirischen Firmen vorhanden, die in der Türkei tätig sind, daher würden die momentan bestehenden Kontakte auch weitergeführt werden. Neue Firmen, die in der Türkei Fuß fassen wollen, würden aber abgeschreckt werden: „Momentan laufen die Geschäfte so weiter, und ob es wirklich zu einem offiziellen Boykott kommt, wird man sehen. Das Ganze ist ja jetzt sozusagen nur auf einer inoffiziellen Medienebene passiert. Man darf aber nicht vergessen, dass die Türken ein sehr emotionales Volk sind, die natürlich zu ihrem Land stehen. Das ist unabhängig davon, dass es Kritiker im eigenen Land gibt, also in der Türkei“, so Weyringer

Buchmann: Dialog weiterführen

Auch Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (ÖVP) fürchtet keine unmittelbaren Auswirkungen auf steirische Firmen, er fordert aber, dass Europa den Dialog mit der Türkei auch zur Durchsetzung der Menschenrechte weiterführen muss.

Link: