Bischof Kapellari leitet Begräbnis für Josef Krainer

Altlandeshauptmann Josef Krainer ist am Freitag im Alter von 86 Jahren gestorben. Krainer war 1980 bis 1996 Landeshauptmann der Steiermark und prägte das Bundesland in hohem Maße. Sein Begräbnis wird Bischof Egon Kapellari leiten.

Die Kathpress teilte am Samstag mit, dass Krainer dies testamentarisch so verfügt habe. Das Requiem für den Altlandeshauptmann wird am Montag, dem 9. Jänner um 14.30 in dessen Heimatpfarre in Graz, St. Veit, stattfinden. Im Anschluss wird Krainer dann auf dem dortigen Friedhof neben seiner Frau Rosemarie beigesetzt. Die Predigt soll der Theologe Phillip Harnoncourt halten.

Der emeritierte Grazer Bischof Egon Kapellari würdigte Krainer gegenüber Kathpress als „Politiker von besonderem Format“. Das Religiöse und das Katholische seien „integraler Bestandteil im Denken und Handeln von Josef Krainer“ gewesen, „und er war mir ein guter Freund“, so Kapellari.

Land Steiermark beruft Trauersitzung ein

Nach dem Requiem in Graz-St. Veit und dem Begräbnis im familiären Kreis am Montag nimmt das Bundesland Steiermark am Dienstag zudem mit einer weiteren Totenmesse im Grazer Dom ab 16.30 Uhr Abschied von Krainer.

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„Steiermark heute“, 30.12.2016

Die erste Reaktion zu seinem Tod war am Freitag von Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) gekommen: „Traurigen Herzens muss ich davon Nachricht geben, dass Dr. Josef Krainer, Landeshauptmann der Steiermark von 1980 bis 1996, heute früh in seinem 87. Lebensjahr verstorben ist. Er hat für die Steiermark ein großes Lebenswerk vollbracht, für das wir ihm immer dankbar sein werden. Unser Land verliert einen großen Sohn der Heimat und ich einen väterlichen Freund, der mich bis zuletzt mit seinem Rat unterstützt hat. Unser Mitgefühl gilt in diesen Stunden seiner großen Familie, auf die er stolz war und die ihm in seinem schweren Leiden ganz besonderen Halt gegeben hat“, so Schützenhöfer in einer ersten Stellungnahme.

Schützenhöfer: „Vielfalt der Steiermark vereint“

Josef Krainer habe in sich die ganze Vielfalt der Steiermark vereint - „weltgewandt und heimatverbunden, bewahrend und innovativ, durchsetzungsstark und herzlich. Es war Josef Krainer, der mit seiner Weitsicht verhinderte, dass die Steiermark ein Land der Industrieruinen wurde. Durch seine umsichtigen Entscheidungen wird unsere Heimat heute in der Welt als ein Land der Bildung, der Forschung und der Technologie wahrgenommen“, so Schützenhöfer weiter. Auch sein Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) betonte: „Josef Krainer war ein beeindruckender Mensch, der die Steiermark liebte und prägte.“

Mitterlehner: „ÖVP trauert um großen Österreicher"

ÖVP-Bundesparteiobmann Reinhold Mitterlehner zeigte sich ebenfalls tief betroffen vom Ableben des früheren steirischen Landeshauptmanns: „Die ÖVP trauert um einen großen Österreicher und Steirer. Josef Krainer hat sich Zeit seines Lebens mit viel Herzblut und ganzer Kraft für eine erfolgreiche Zukunft seines Landes eingesetzt.“

Josef Krainer jun.

Ferdinand Krainer

Altlandeshauptmann Josef Krainer

Josef Krainer sei ein vorbildhafter Gestalter gewesen und habe sich vor allem durch seine Volksverbundenheit und die Liebe zur Steiermark ausgezeichnet: „Er hat sich mit großer Leidenschaft in den Dienst der Bürger gestellt“, so Mitterlehner, der im Namen der Volkspartei seine Anteilnahme ausdrückte.

Amon: Trauer um Ausnahmepolitiker

ÖVP-Generalsekretär Werner Amon fügte hinzu: „In jeder Hinsicht war der Altlandeshauptmann ein Ausnahmepolitiker. Er verstand es wie kein zweiter Volksverbundenheit mit Offenheit und Liberalität zu verbinden. Seine Verantwortung galt dem Land und seinen Menschen, die er im Übrigen auch kannte, wie kein anderer.“

„Mit Alt-Landeshauptmann Josef Krainer verliert die Steiermark und Österreich auch eine Persönlichkeit, die überzeugt von der europäischen Idee war und immer intensiv dafür warb. So war er auch bei den abschließenden Verhandlungen für den EU-Beitritt Österreichs als Vertreter der Bundesländer Mitglied des Verhandlungsteams um Alois Mock und Wolfgang Schüssel. Geprägt durch seine Lebenserfahrung samt seiner internationalen Ausbildung an der ‚University of Georgia‘ in den USA und ‚John Hopkins-University‘ in Bologna war er stets ein Beobachter und scharfer Analytiker der internationalen politischen Entwicklung“, so Amon.

Schwarzenegger: „Stellte Menschen über Partei“

Mit Altlandeshauptmann Krainer verliere die Steiermark einen großen Sohn und er selbst einen Förderer, auf dessen Rat er bis zuletzt sehr gehört habe, meldet sich am Freitag auch VP-Klubchef Reinhold Lopatka zu Wort: „Josef Krainer schuf ein Klima der geistigen Offenheit und des kritischen Diskurses, das ich danach nie mehr so in der Politik erlebt habe. Künstler, Architekten, Universitätsprofessoren diskutierten mit uns jungen politisch Interessierten. Er motivierte mich, in der Politik aktiv zu werden und bestellte mich zum Landesgeschäftsführer der steirischen Volkspartei.“

Mit Josef Krainer ist auch ein Mentor von Arnold Schwarzenegger gestorben. Der Hollywood-Star und ehemalige Gouverneur von Kalifornien twitterte am Freitag, dass Krainer ein großartiger Mann gewesen sei, der als Landeshauptmann den Menschen über die Partei gestellt habe. Krainer sei ihm ein Freund gewesen und er werde ihn vermissen.

„Für Kirche jahrelang an entscheidender Stelle tätig“

Bischof Wilhelm Krautwaschl würdigte den ehemaligen Landeshauptmann: „Als engagierter Laie in der Kirche war er jahrelang an entscheidender Stelle tätig und hat die Zeit rund um das II. Vatikanische Konzil in der Steiermark mitgeprägt. Sein politisches Engagement war getragen aus diesem Geist.“ Krautwaschl habe Krainer noch am Heiligen Abend zusammen mit Schützenhöfer im Krankenhaus besucht und „ihm für diese Etappe seines Lebens Kraft und Segen“ gewünscht.

Krainer habe als junger Generalsekretär der Katholischen Aktion schon im Vorfeld des II. Vatikanischen Konzils die Laienbewegung gefördert und viele Impulse gesetzt. Das gesellschaftliche Engagement von Christinnen und Christen sei ihm von Anfang an ein großes Anliegen gewesen, meinte Erich Hohl, Generalsekretär der Katholischen Aktion Steiermark. Schon in seiner Studienzeit war Krainer in der Katholischen Hochschuljugend aktiv.

In der Zeit als Generalsekretär der Katholischen Aktion Steiermark (1956-1962) hat er sich für das Mitwirken der Laien in der Kirche eingesetzt. Bei der Diözesansynode „Der Laie in der Kirche“ referierte er 1962 - damals war es noch unüblich, dass ein Laie das Wort ergriff. 1987 wurde ihm von Bischof Johann Weber das Großkreuz des päpstlichen Silvester-Ritter-Ordens im Auftrag von Papst Johannes Paul II. überreicht.

Bundeskanzler Kern kondoliert Familie

Auch Bundeskanzler Christian Kern zeigte sich über den Tod des ehemaligen steirischen Landeshauptmanns tief betroffen: „Ich habe großen Respekt vor den Leistungen, die Josef Krainer in seiner langen politischen Tätigkeit erbracht hat. Seine Arbeit und sein Wirken galten stets dem Wohl der Bürgerinnen und Bürger der Steiermark“, so Kern.

Die Tatsache, dass die Steiermark heute ein ausgezeichneter Forschungs- und Industriestandort ist – besonders gelte dies für den Automotive-Sektor – sei auch auf die Weichenstellungen unter Krainer zurückzuführen. „Mein Mitgefühl und meine aufrichtige Anteilnahme gelten in diesen Stunden aber besonders der Familie und den Freunden Josef Krainers“, so der Bundeskanzler weiter.

Seniorenbund trauert um „Visionär der 2. Republik“

Am Freitag gedachte auch der Österreichische Seniorenbund "einem der größten Visionäre der 2. Republik“: „Mit Krainer hat Österreich eine seiner prägendsten Personen verloren. Er war als Visionär und Gestalter weit über die Landesgrenzen der Steiermark hinaus aktiv und entsprechend hoch geachtet. Josef Krainer war Mitglied des Steirischen Seniorenbundes und hat die Organisation stets unterstützt. Im Besonderen erinnere ich mich an seine Offenheit gegenüber Kunst und Kultur. Für mich war Krainer einer der ganz großen „Landesfürsten“ Österreichs“, so Ingrid Korosec, Präsidentin des Österreichischen Seniorenbundes, die Krainers Tod tief bedauere.

Grüne: „Krainer prägte Steiermark entscheidend mit“

Der steirische Grünen-Chef Lambert Schönleitner sowie der stellvertretende Klubobmann der Grünen, Werner Kogler, selbst Steirer, würdigten Krainer als jemanden, dem „der aktive politische Dialog über Parteigrenzen hinweg“ ein zentrales Anliegen war: „Josef Krainer hat die Steiermark über Jahrzehnte entscheidend mitgeprägt. Seine leidenschaftliche und kraftvolle Art Politik zu betreiben, werden beispielgebend in Erinnerung bleiben.“

Seine Offenheit im persönlichen Gespräch sei Krainer bis ins hohe Alter erhalten geblieben. Der Altlandeshauptmann stand für eine werteorientierte, innovative und offene Steiermark. Die Steiermark verliere mit ihm eine große Persönlichkeit, so Schönleitner.

KPÖ erinnert sich an Krainers „offenes Ohr für alle“

Für die KPÖ Steiermark war Krainer ein Landeshauptmann, „der auch für politisch Andersdenkende ein offenes Ohr hatte“. KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler meinte: „Bei allen Unterschieden in der Weltanschauung ist der Name Josef Krainer mit einer Landespolitik verknüpft, die Schulen und Krankenhäuser eröffnet, nicht zugesperrt hat. Deshalb werden wir ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“

Betroffen reagierte auch der Freiheitliche Bundesparteiobmann Heinz-Christian Strache auf das Ableben des steirischen Alt-Landeshauptmannes und würdigt dessen Lebenswerk: "Besonders sein Engagement gegen den ‚Eisernen Vorhang‘ wird uns nachhaltig in Erinnerung bleiben.“ Ebenso vorbildhaft sei seine Volksverbundenheit und sein unermüdlicher Einsatz für die Steiermark gewesen.

Der steirische FPÖ-Landesparteiobmann Mario Kunasek betonte: „Josef Krainer war ein überzeugter Demokrat, der verbindend über Parteigrenzen hinweg wirkte und die Steiermark nachhaltig geprägt hat. Mein aufrichtiges Mitgefühl gilt der Familie sowie den Angehörigen. Ich wünsche ihnen viel Kraft in diesen Tagen des Abschieds.“

Von ganzem Herzen Landeshauptmann

Geboren wurde Josef Krainer am 26. August 1930 in Graz. Der „Joschi“, wie ihn viele Steirer auch nannten, entstammte einer politisch sehr aktiven Familie - war doch sein Vater Josef Krainer sen. von 1948 bis 1971 Landeshauptmann der Steiermark; neun Jahre später sollte dann der junge Josef Krainer in die Fußstapfen des Vaters treten.

Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften - Krainer studierte unter anderem in Graz, den USA und in Italien - war er Generalsekretär der Katholischen Jugend, trat in den Bauernbund ein und wurde 1969 der Direktor der Organisation. Zehn Jahre später wechselte Krainer als Abgeordneter in den Nationalrat und wurde dann steirischer Landesrat - unter anderem für Land- und Forstwirtschaft. Von 1980 bis 1996 war Josef Krainer dann Landeshauptmann der Steiermark.

Als treibende Kraft fungierte Krainer auch in der Arbeitsgemeinschaft Alpe Adria, wo Regionen aus Österreich, Jugoslawien, Ungarn und Italien grenzüberschreitend in Verkehrs-, Tourismus- und Umweltfragen zusammenarbeiteten. Ein Lieblings-Projekt Krainers, das ein neutrales, ein kommunistisches, ein blockfreies und ein Nato-Land verbunden hat.

„Jetzt sind andere am Werk“

Mit dem Ausstieg aus der Politik zog sich Krainer auch mehrheitlich aus dem öffentlichen Leben zurück. In einem seiner seltenen Interviews anlässlich seines 70. Geburtstages begründete er diese Entscheidung: „Ich halte nichts von diesen Zwischenrufern der Nation - auf mich bezogen, sage ich. Das mag jeder halten, wie er will. Ich habe mir von vorneherein gesagt: Meine aktive politische Laufbahn habe ich beendet, jetzt sind andere am Werk. Das ist sozusagen nicht mehr meine Zeit und meine Stunde - und daran habe ich mich gehalten.“

Ein Mann, der die Steiermark prägte

Während seiner Zeit als Landeshauptmann gab es mehrere richtungsweisende Projekte, etwa die Weiterführung der Süd- und der Pyhrnautobahn mit dem Plabutschtunnel und den Bau der Schnellstraßen durch das Mur- und Mürztal. Auch wirtschaftlich prägte Josef Krainer jr. die Steiermark: So wurden unter anderem die Entschwefelungssysteme der kalorischen Kraftwerke Mellach und Voitsberg entwickelt.

In seine Amtszeit fiel auch die Krise in der verstaatlichten Industrie und der Zerfall Jugoslawiens, samt dem Krieg der bis zur steirischen Grenze reichte. In der Ära Krainer jr. wurde die Steiermark außerdem zum größten österreichischen Kulturzentrum außerhalb Wiens, entstanden doch das Kulturfestival styriarte, der steirische herbst und auch das Freilichtmuseum Stübing. Einen Stempel hinterließ Josef Krainer jr. auch in der steirischen Landesverfassung: So wurde unter ihm der erste Rechnungshof eines Bundeslandes geschaffen.