Häusliche Gewalt: Kinder oft unfreiwillige Zeugen

Rund um Weihnachten nehmen Fälle häuslicher Gewalt erfahrungsgemäß zu. Zum Schutz der Opfer gibt es mittlerweile zwar eigene Gesetze, nicht aber für Kinder, die Zeugen der Gewalt werden. Experten fordern nun Hilfe.

Wenn Kinder zu Opfern häuslicher Gewalt werden, sieht das Gesetz eine Prozessbegleitung oder eine Therapie vor. Wenn Kinder Zeugen häuslicher Gewalt werden, „gibt es derzeit gar keine Hilfe“, sagt Günther Ebenschweiger, Grazer Polizist und international anerkannter Präventionsexperte: „Wir haben in Österreich diese Kinder in den letzten 20 Jahren vergessen oder übersehen.“

Zehn Zeugen pro Gewaltopfer

Das müsse sich rasch ändern, sagt Ebenschweiger, denn Schätzungen zufolge kommen auf ein Gewaltopfer zehn Mal so viele Zeugen familiärer Gewalt, und von fünf Kindern, die Zeugen häuslicher Gewalt in ihrer Familie werden, haben vier davon jahrelang mit den Folgen zu kämpfen. Traumata sind häufig, lebenslange Schäden bleiben bei vielen.

Gewalt an Kindern

APA/Helmut Fohringer

Zwar sind Gewaltopfer, nicht aber auch unfreiwllige Zeugen geschützt

Ebenschweiger sagt daher, auf Grund seiner Erfahrung, aber auch auf Grund internationaler Studien seien Angebote für die Opfer notwendig, die keine unmittelbare Handlung aufdrängten.

Erste Anlaufstelle nötig

„Wir brauchen Zugänge, um diesen Frauen oder diesen Kindern eine Möglichkeit zu bieten, wo hin zu gehen, ohne dass - wie etwa bei der Polizei - eine Anzeige erstattet wird oder - wie zum Beispiel bei einer Interventionsstelle - sofort reagiert wird", so der Vorschlag des Experten. Denn oft seien mehrere Anläufe notwendig, ehe Opfer bereit seien, Konsequenzen zu ziehen.

Bis zur Einrichtung einer solchen Anlaufstelle hat sich Ebenschweiger entschlossen, "auf meiner Website eine Möglichkeit einzuräumen, mit einem Kennwort mit mir jederzeit, anonym oder auch mit Daten in Kontakt zu treten.“

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