Josef Krainer in Graz zu Grabe getragen
Rund 700 Trauernde nahmen an den Begräbnisfeierlichkeiten für den im 87. Lebensjahr verstorbenen Josef Krainer teil, darunter neben mehreren aktiven und ehemaligen Landeshauptleuten auch Gäste wie Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP), Tschechiens Ex-Außenminister Karl Schwarzenberg oder Krainer-Freund Arnold Schwarzenegger - mehr dazu in Krainer-Begräbnis: Schwarzenegger soll kommen.
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Schwarzenegger erzählte vor dem Begräbnis, Krainer habe ihn von ihrem ersten Zusammentreffen an inspiriert: „Er war mein Idol. Egal, was wir gesprochen haben, er war so unglaublich gescheit. Er wird mir abgehen“, so der Schauspieler und „Amtskollege“ als früherer kalifornischer Gouverneur.
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Heimatpfarre
Die Begräbnisfeierlichkeiten fanden in der Pfarrkirche St. Veit statt, der Heimatpfarre der Familie Krainer. Der frühere steirische Diözesanbischof Egon Kapellari, der mit Krainer eng befreundet war, zelebrierte das Requiem. Dass er die Messe leitet - und auch wer dabei eine Rede hält -, verfügte Krainer noch zu Lebzeiten testamentarisch - mehr dazu in Bischof Kapellari leitet Begräbnis für Josef Krainer.
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Sendungshinweis:
„Steiermark heute"
9.1.2017
Die rund 300 Sitzplätze in der über Graz gelegenen Pfarrkirche waren der Familie und Weggefährten aus der Politik sowie Freunden vorbehalten. Draußen versammelten sich etwa 400 weitere Besucher, die dem "Joschi“ die letzte Ehre erweisen wollten. Sie wurden vom Roten Kreuz mit heißem Tee versorgt.
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„Er war ein Vorwärtsstürmender“
Die erste der insgesamt drei Trauerreden wurde von einem engen Freund Krainers gehalten, dem Verfassungsrechtler und emeritierten Grazer Universitätsprofessor Wolfgang Mantl: „Er war ein Vorwärtsstürmender, er war gegen kleinkarierte Selbstzufriedenheit“, attestierte er Krainer, er habe die steirische Breite (ein alter Wahlslogan, Anm.) zur europäischen Breite erweitert. Krainer sei ein Meister der freien Rede gewesen und habe weit über die Zeit und das Bundesland hinausgeblickt, etwa mit den Alpe-Adria-Aktivitäten und der Einführung des ersten Landesrechnungshofes.
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Danach verabschiedete sich der Vorarlberger Altlandeshauptmann Martin Purtscher (ÖVP) „namens der Altlandeshauptleute“ - und würdigte an „Joschi“, dass er ein leidenschaftlicher Europäer gewesen sei und seine Stimme oft in Wien erhoben habe, auch wenn das dort nicht so gerne gehört worden sei. Hohe Autorität habe er gehabt, und sei dennoch immer Demokrat geblieben: „Du fehlst uns sehr, Gott möge Dir den ewigen Frieden schenken.“
„Hab’ Dank für alles, lieber Joschi“
„Wenn er heute von oben zuschaut, würde er verschmitzt lächeln“, stellte der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer als dritter Redner mit belegter Stimme fest. Krainer habe ein politisches Sensorium wie kaum einer gehabt. Vater Josef Krainer jun. und Sohn Josef Krainer jun. hätten über 50 Jahre die steirische Politik entscheidend mitgeprägt.
„Er hat die Diskussionen geliebt, nicht unbedingt den Widerspruch“, sorgte der Landeschef weiter für erinnerndes Schmunzeln, aber auch für ernsthaftes Kopfnicken, als er die Unterstützung Krainers für polnische und tschechische Dissidenten erwähnte. „Jetzt betten wir ihn ins Grab, wo seine Rosemarie schon auf ihn wartet“, verabschiedete sich Schützenhöfer mit „hab’ Dank für alles, lieber Joschi“.
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Chor aus Kobenz
„Es ist uns auch gelungen, dass der Kobenzer Chor bei der heiligen Messe singen wird. Und wir werden nachher im kleinsten Familienkreis, weil wir ja eine riesige Verwandtschaft sind, die Feierlichkeiten des Totenmahls machen“, so Franz Krainer, Josef Krainers Sohn.
Der Trauergottesdienst wurde auch auf eine Videowand vor der Kirche übertragen. Gegen 16.45 Uhr bewegte sich der Trauerzug zum St. Veiter Friedhof, wo Krainer neben seiner Frau Rosemarie zur letzten Ruhe gebettet wurde.
Brief an die Kinder
Franz Krainer, Josef Krainers Sohn, schilderte: „Unser Vater hat uns fünf Kindern einen Brief hinterlassen, den er schon im Jahr 2013 geschrieben hat und wo er festgelegt hat, wie er sich den Ablauf des Begräbnisses vorstellt. Er hat darin verfügt, dass er das unbedingt in der Kirche in St. Veit haben möchte, wo wir auch aufgewachsen sind. Er hat auch darum gebeten, dass Philipp Harnoncourt, ein Freund aus Jugendtagen, die Predigt hält“ - was dieser dann auch gemeinsam mit dem evangelischen Superintendenten Hermann Miklas tat.
Eigenes Verkehrskonzept
Ein eigenes Verkehrskonzept hatte verhindert, dass rund um die kleine Pfarrkirche im Norden von Graz alles zum Stillstand kam. Nur eine kleine Straße führt an der Pfarrkirche vorbei - dort wurde ein Einbahnsystem eingerichtet. Dazu kamen Halteverbote und Abschleppzonen im Bereich der Kirche. Mehrere Großparkplätze in der nahen Umgebung stellten sicher, dass Trauergäste auch mit Autos anreisen konnten. Ein Shuttledienst von diesen Parkplätzen zur Kirche war ebenfalls eingerichtet worden.
Einträge im Kondolenzbuch
Seit Samstag lag eine Kondolenzbuch im Weißen Saal der Grazer Burg auf - mehr dazu in Krainer-Tod: Kondolenzbuch liegt auf. Hunderte Menschen trugen sich ein: Bürger, Politiker, Freunde, viele Angehörige von Krainers Generation, etliche im Lodenmantel. Das große Charisma und den Legenden-Status des verstorbenen Landeshauptmannes beschrieb der Eintrag eines weststeirischen Bürgermeisters. Dieser schrieb schlicht: „Du bist für mich der Landeshauptmann.“
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Im Treppenhaus der Burg, schon beim Weggehen, schämte sich ein älterer Grazer seiner Tränen nicht: „Er hat einmal meinem Vater aus einer unverschuldeten Notlage geholfen. Das vergesse ich nicht, deshalb war ich heute hier.“
Trauersitzung und Requiem
Am Dienstag sind dann weitere offizielle Trauerfeierlichkeiten angesetzt: Der steirische Landtag ehrt Krainer, der 16 Jahre lang die Geschicke des Landes gelenkt hatte, mit einer Trauersitzung um 15.00 Uhr im Grazer Landhaus. Danach folgt ein Requiem im Grazer Dom, das vom steirischen Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl geleitet wird.