Arzt vor Gericht: Gab es Interventionen?

Vor wenigen Tagen ist in Graz ein Arzt vor Gericht gestanden, weil er seine Kinder gequält haben soll. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft, weil es in diesem Fall angeblich auch politische Einflussnahme gegeben haben soll.

Dem Arzt wird vorgeworfen, er habe seine mittlerweile erwachsenen Kinder gequält und ihnen Drogen gegeben - mehr dazu in Die eigenen Kinder gequält? Arzt vor Gericht. Nun aber ermittelt die Staatsanwaltschaft Graz weiter: Es geht dabei um die versuchte Anstiftung zur falschen Beweisaussage, und theoretisch drohen bis zu drei Jahre Haft - im konkreten Fall für die versuchte Beeinflussung eines Gerichtsgutachters.

Der Psychiater Manfred Walzl hatte die Erstellung eines Gutachtens mit der Begründung, er kenne die Familie des Arztes, der auch Bruder eines Politikers ist, gut, und es sei zu Interventionsversuchen durch Ärzte und Politiker gekommen, abgelehnt.

Ermittlungen gegen unbekannte Täter

Der Grazer Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Bacher bestätigt jetzt, „dass ein Ermittlungsverfahren geführt wird mit dem Inhalt der angeblichen versuchten Beeinflussung des beigezogenen psychiatrischen Sachverständigen. Das Verfahren wird derzeit gegen unbekannte Täter geführt.“

Wer intervenieren wollte und ob für oder gegen den wegen angeblichen Quälens seiner Kinder angeklagten Arzt, ist noch nicht geklärt. Von der Ex-Frau des Arztes bekam der zuständige Staatsanwalt einen Hinweis, eine Kommunalpolitikerin und ein ehemaliger Landtagsabgeordneter könnten interveniert haben - gegenüber dem ORF bestreiten das beide. Der Arzt selbst sagt, auch sein Bruder - ein bekannter Politiker - habe seines Wissens nicht interveniert.

Auch Ermittlungen wegen Kinderpornografie

Parallel dazu laufen neue Ermittlungen gegen den Arzt wegen Behauptungen über angebliche kinderpornografische Darstellungen, „dass das Nacktfoto eines zehnjährigen Mädchens im Internet veröffentlicht worden sein soll. Inwieweit es sich dabei tatsächlich um ein kinderpornografisches Foto handelt, ist ebenso Gegenstand der Ermittlungen wie von wem diese angebliche Veröffentlichung stattgefunden haben soll“, so Bacher.

Starker Rückhalt in der Heimatgemeinde

In seiner Gemeinde scheint der Arzt starken Rückhalt zu haben: Die Bürgermeisterin sagt, er sei irrsinnig fleißig und behutsam mit Menschen; viele seien über das Ausmaß der Vorwürfe vonseiten seiner Kinder schockiert und würden manches nicht für gerechtfertigt halten.

Vorerst gelte der Arzt jedenfalls als unbescholten, auch wenn bei der Ärztekammer ein Disziplinarverfahren läuft - bis zum Ende des Strafverfahrens sei es aber unterbrochen, und der angeklagte Arzt kann weiterhin ordinieren.