Reinhard P. Gruber ist 70

Vor 43 Jahren hat er mit „Aus dem Leben Hödlmosers“ einen Klassiker der österreichischen Gegenwartsliteratur verfasst - am Freitag feiert der „spöttische Heimatdichter“ Reinhard P. Gruber seinen 70. Geburtstag.

„Steirerblut ist kein Himbeersaft“ heißt es in dem 1973 erschienenen Roman „Aus dem Leben Hödlmoser“. Mit dieser Satire, in dessen Mittelpunkt ein Steirer mit Hang zu Gewalt, stark ausgelebter Sexualität und Alkoholismus steht, schaffte Reinhard P. Gruber seinen literarischen Durchbruch. In ihm schrieb der damals 26-jährige Student der Theologie gegen das angestaubte Genre des Heimatromans an - und zog die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse seiner Heimat augenzwinkernd ins Lächerliche.

Reinhard P. Gruber

APA/Heidi Heide

Reinhard Peter Gruber wurde am 20. Jänner 1947 als Sohn eines Bergarbeiters im obersteirischen Fohnsdorf geboren. Er studierte 1966 bis 1973 Theologie und Philosophie an der Uni Wien, brach das Studium aber ab. Von 1974 bis 1977 arbeitete er als Kulturjournalist in Graz. Seit 1978 lebt er in der Weststeiermark. Neben weiteren Auszeichnungen wurde Gruber der „manuskripte“-Preis (1995) sowie der Österreichische Würdigungspreis für Literatur (2002) zuteil.

Kein Heimatdichter

Generationen von Schülern lasen seither den „Hödlmoser“, Zitate aus seinen Büchern wurden inzwischen zu Gemeinplätzen der Steiermark-Werbung, und Gruber wird trotz allen kritisch-ironischen Abgrenzungen als Kultautor in der Rosegger-Nachfolge abgestempelt. „Heimatdichter“ will er jedenfalls nicht genannt werden: „Heimatdichter, das hat etwas Chauvinistisches an sich. Verherrlichung von Heimat gibt es bei mir nicht“, legte der Autor vor Jahren in einem Interview dar.

Zwischen Satire, Ironie und Zynismus

Zuspitzung, Übertreibung und das parodistische Spiel mit Textsorten und Gattungen waren von Beginn an die Stilmittel von Reinhard P. Gruber, dessen Gesamtwerk auch heute noch zwischen Satire, Ironie und Zynismus pendelt. Die Weststeiermark rund um die Schilcher-Weinstraße wurde dabei immer wieder Schauplatz seiner Satire: Neben dem „Hödlmoser“ machte ihn das „Schilcher-ABC“ (1988) zu den meistgelesenen Autoren der Steiermark.

Neben den in über 30 Jahren publizierten Romanen, Erzählungen, Essays, Glossen und Gedichten findet sich auch ein Kinderbuch („Fritz das Schaf“). Daneben übersetzte Gruber zwei Bände von „Asterix“ ins Steirische, schrieb ein „Piefke-Wörterbuch“ und ein Comic über den Schilcherwein („Der Schilcherkrieg“, 2009). Mit u.a. „Heimatlos - eine steirische Wirtshausoper in einem steirischen Rausch“ (1985) und der „Geierwally“ (1996) reüssierte er auch als Bühnenautor. Zuletzt (2010) brachte er ein Kochbuch („Einfach essen“) mit Rezepten, aber auch Reflexionen über das Essen heraus.

Neues Buch in Arbeit

Ein neues Buch sei in Arbeit, so Gruber wenige Tage vor seinem runden Geburtstag: „Ich denke viel darüber nach, es wird sich mit dem Leben beschäftigen“, schilderte der Autor knapp. Alter sei darin „auch ein Thema, aber nicht vordringlich“, es werde eher darum gehen, „wie man den Alltag verbringen soll“.

Gruber verbringt seinen Alltag vor allem unter der schönen Adresse „Wald-Süd“ nahe der weststeirischen Gemeinde Stainz: „Ich lebe nicht im Wald, bin aber viel im Wald“, so Gruber augenzwinkernd, „ich mache Wanderungen oder bin auf Reisen - um meine Neugierde zu befriedigen“. Den Geburtstag will er „ohne große Feierlichkeiten“ verbringen.