Graz-Wahl: Kulturszene hofft auf mehr Geld

Die Grazer Gemeinderatswahl am 5. Februar wird möglicherweise auch für die Kulturszene der Landeshauptstadt Änderungen bringen. Künstler und Kulturmanager hoffen auf mehr Geld und langfristige Verträge.

Vorwahlzeiten sorgen mitunter für Überraschungen: Unter dem Motto „Kulturpolitik braucht Menschen, die brennen“ rief der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) Kunst und Kultur als wichtigstes Ressort für Graz aus und gewann dafür neben dem ehemaligen Kulturstadtrat Helmut Strobl (ÖVP) mit dem früheren Grazer SPÖ-Klubchef und Kulturstadtrat Michael Grossmann einen - zumindest aus parteipolitischer Sicht - überraschenden Mitstreiter - mehr dazu in Ex-SPÖ-Klubchef kämpft für ÖVP.

Dennoch wird bei den Wahlveranstaltungen und auf den Plakaten das Thema Kultur eher stiefmütterlich behandelt: Der Stellenwert sei „generell zu gering“ oder „mangelhaft bis öffentlich fast nicht kommuniziert“, heißt es - er sollte aber ein „unbestritten hoher sein“, fordert Michael Nemeth, Generalsekretär des Grazer Musikvereins.

Finanzierbare Infrastruktur

Den dringendsten Handlungsbedarf sieht man seitens des Theaters im Bahnhof (TiB) bei der „Schaffung von gut leistbaren, gut ausgestatteten Produktions- und Präsentationsräumen“, damit die Arbeit bezahlbar wird und somit ein „Stoppen der schleichenden Prekarisierung“ eintritt. Nötig wären auch „eine Verbesserung der sozialen Absicherung von Kunst- und Kulturschaffenden“ sowie „besser strukturierte Rahmenbedingungen und Ausstellungsmöglichkeiten“, wünscht sich Maler und Zeichner Michael Birnstingl, Präsident des Grazer Künstlerbundes. „Der größte Handlungsbedarf liegt nicht primär in neuen Infrastrukturen, sondern in den operativen Budgets der Institutionen und der Szene“, meint dagegen Wolfgang Muchitsch, Direktor des Universalmuseums Joanneum.

Langfristige Verträge

Zum Thema Budget und Subventionen gibt es einerseits den Wunsch nach mehr Geld, andererseits nach langfristigen Finanzierungsverträgen. So hätte Michael Nemeth gerne generell „eine realistische, schrittweise jährliche Aufstockung des Kulturbudgets“. Man solle nicht immer von „Subventionen“ sprechen, sondern eher von einer Kulturfinanzierung: „Barrierefreier und vielfältiger Kulturgenuss sollte nicht gezwungenermaßen auf das Wohlwollen der Privatwirtschaft ausgelagert werden.“

Seitens der Bühnen Graz hält Theaterholding-Chef Bernhard Rinner „langfristige Finanzierungsverträge“ für nötig. Große Institutionen wie die Bühnen Graz mit 639 Mitarbeitern und fast 500.000 Besuchern jährlich seien abhängig von langfristigen Finanzierungsverträgen. „Deshalb wird für eine neue Stadtregierung bereits im Frühjahr 2017 entscheidend sein, wie die Finanzierungsverträge mit den Bühnen Graz ab 2020 aussehen. Nachdem diese Verträge außerdem an die Verträge der Intendanten gebunden sind, kann die Finanzierungsfrage als Vorentscheidung für den Verbleib der künstlerischen Leitungen erachtet werden“, so Rinner zur APA.

Mehr Geld für junge Kunst

Für junge Künstler würde man sich vom TiB „Ausbildungsmöglichkeiten und Geldmittel“ wünschen, außerdem „weniger ‚Design‘, dafür mehr Geld für junge Kunst“. Birnstingl hält eine „etablierte Galerieszene und Struktur, die Sammlerpotenzial für junge Leute anzieht“ für erstrebenswert.

Mit „vergleichsweise gut“ beurteilt Muchitsch die momentane Situation, da sich die Kulturpolitik der vergangenen Jahre „sehr um die jungen Künstler bemüht hat, auch wenn die Vision für eine Akademie für bildende Kunst weiterhin eine offene Forderung sein sollte“. Auch Nemeth ortete eine gute Kooperation an der „Schnittstelle zwischen Ausbildungsstätten und etablierten Institutionen“. Wünschenswert wäre eine „Bündelung der Kräfte in der Entwicklung eines Programmes für das Publikum von morgen“.

So viele Wahlberechtigte wie noch nie

Bei der Grazer Gemeinderatswahl am 5. Februar sind 222.856 Männer und Frauen wahlberechtigt - so viele wie noch nie - mehr dazu in 222.856 Grazer wählen einen neuen Gemeinderat.

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