Nach Messerattacke auch in Haft randaliert

Nur wenige Tage nach einer Messerattacke gegen seine Ex-Freundin hat ein Häftling am Donnerstag in der Justizanstalt Graz-Jakomini auch fünf Beamte verletzt. Die Staatsanwaltschaft prüft den Vorfall, Kritik gibt es aber auch an der Polizei.

Die Verhaftung des 36-Jährigen erfolgte am Montag, nachdem er vor den Augen von Polizeibeamten mit einem Messer seine Ex-Freundin lebensgefährlich verletzte; seither wird gegen den Mann wegen Mordversuchs ermittelt - mehr dazu in Mann stach vor Polizisten auf Ex-Freundin ein (16.1.2017).

Zeugen belasten Polizeibeamte

Augenzeuginnen der Messerattacke am Montag belasten die Polizei jetzt schwer. Zwei Freundinnen des Opfers behaupten, die Beamten hätten tatenlos zugesehen und wären erst spät eingeschritten. So habe es mehrere Minuten gedauert, bis die Beamten den Täter unter Kontrolle gehabt hätten. Landespolizeidirektor Josef Klamminger kommentiert das nicht und verweist auf ein laufendes internes Verfahren. Es werde eine penible Prüfung geben, sagt er.

Staatsanwaltschaft fordert Bericht

Zusätzlich prüft auch die Staatsanwaltschaft die Vorfälle, sagt Staatsanwalt Christian Kroschl: „Die Staatsanwaltschaft hat von der Polizei einen detaillierten Bericht zu diesem Einsatz angefordert und wir werden nach Einlangen des Berichtes den genauen Geschehensablauf einer eingehenden Überpüfung unterziehen.“

Gegen den 36-Jährigen Angreifer wird indessen wegen versuchten Mordes ermittelt, laut Kroschl aber auch „wegen des Verdachts des Widerstands gegen die Staatsgewalt und der schweren Körperverletzungen zum Nachteil der einschreitenden Staatsbeamten.“

Beamten trugen Bisswunden davon

Am Donnerstag randalierte der 36-Jährige schließlich auch in der Justizanstalt Graz-Jakomini: Der Beschuldigte sollte vom Haftrichter einvernommen und daher von der Justizanstalt ins benachbarte Gericht gebracht werden; er setzte sich aber heftig zur Wehr, attackierte sieben Beamte, fünf von ihnen mussten mit Verletzungen medizinisch versorgt werden. Nach Auskunft der Justizanstalt Jakomini erlitten die Verletzten unter anderem Hautabschürfungen und Bisswunden.

Zu den Vorfällen bedeckt hält sich der Staatsanwalt: „Es ist richtig, dass er auch Justizwachebeamte angegriffen hat, der genaue Ablauf ist jedoch noch Gegenstand der derzeit noch laufenden Ermittlungen, weshalb ich dazu noch keine näheren Angaben machen kann.“

Laut Experten „nicht vorhersehbar“

Wie bei Untersuchungshäftlingen üblich, wurde der 36-Jährige Verdächtige seit seiner Inhaftierung auch psychologisch betreut - das Geschehene sei laut Experten aber absolut nicht vorhersehbar gewesen. Der Deutsche wurde nach dem Angriff zur Beruhigung in einen speziellen Haftraum gebracht worden; dort gebe es laut Auskunft der Justizanstalt keine Gegenstände, mit denen er sich oder andere verletzen könnte.

Justizanstalt Jakomini Justizminister Brandstetter

ORF.at

Auf dem Weg von der Haft zum Haftrichter kam es zur Attacke des 36-Jährigen

Angriffe „auf der Tagesordnung“

Generell seien Angriffe auf Beamte keine Einzelfälle, sagt Rudolf Wendlandt von der Justizwache-Gewerkschaft: „Da kann es auch vorkommen, dass sie Kollegen ganz unvermutet attackieren und anspringen, es kommt auch vor, dass die Kollegen angespuckt werden, also das steht eigentlich leider fast auf der Tagesordnung.“

Häufig würden Beamte auch beschuldigt werden, Gewalt anzuwenden - ohne Grund, wie Wendlandt meint: „Wenn es irgendeine Behauptung von Insassen gibt, dann wird oft mit Suspendierungen vorgegangen, und es gibt auch Behauptungen von Körperverletzungen, bei denen klar dokumentiert ist, dass keine Verletzung stattgefunden hat, aber dennoch finden Einvernahmen bei der Polizei statt, und die Mitarbeiter fühlen sich im Stich gelassen.“

Die Justizwachebeamten fordern nun auch eine härtere Handhabe in derartigen Fällen, denn mittlerweile gebe es kaum mehr eine Sanktion, die einem Häftling Respekt abringe.