Zielpunkt-Pleite: Ein Blick in die Arbeitsstiftungen
Noch immer haben rund 570 ehemalige Zielpunkt-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen in Österreich keinen Job - 2.700 Beschäftigte verloren damals ihre Stelle.
Pflegehelferin, Sozialbetreuerin, Kosmetikerin, Lagerleitung - in einem Schulungsraum in Hartberg haben frühere Zielpunkt-Verkäuferinnen ihre neuen beruflichen Ziele auf Plakaten dargestellt. Die Pläne für den Neustart nach dem Aus der Firma entwickelten sie hier in der Arbeitsstiftung - mehr dazu in Arbeitsstiftung für Zielpunkt-Mitarbeiter (16.9.2016).
Von der Verkäuferin zur Lagerleiterin
Die frühere Feinkostverkäuferin Sonja Schützenhöfer kann sich an den Tag, als Zielpunkt pleiteging, noch gut erinnern - mehr dazu in Steirische Zielpunkt Filialen schließen (29.12.2015). Jahrelang pendelte Schützenhofer mit dem Bus von Hartberg in ihre Filiale nach Wien, um 5.00 Uhr hin, spät am Abend zurück.
APA/Herbert Pfarrhofer
Im Mai startet die Stiftung mit einer mehrwöchigen Berufsorientierung; danach beginnen die Teilnehmerinnen eine Ausbildung, die im Schnitt ein Jahr dauert. Für die gelernte Verkäuferin Schützenhöfer ist das die Chance, sich beruflich neu zu orientieren - sie macht beim WIFI eine Ausbildung zur Lagerleiterin: „Auf das bin ich beim Berufsorientierungskurs gekommen. Jetzt bin ich im Lager, das gefällt mir einfach.“
Berufserfahrung als Kostenproblem
Ein Grund für die 42-Jährige, ihren Job zu wechseln, ist ihr Alter - das bestätigt auch die Leiterin der Zielpunkt-Arbeitsstiftung, Stefanie Brottrager: „Es ist leider Realität, dass Frauen mit 20-jähriger Berufserfahrung im Handel kaum mehr eine Chance haben, im Handel unterzukommen, weil sie zu teuer sind.“
Rund 900.000 Euro bezahlen Land Steiermark und AMS gemeinsam für die Zielpunkt-Stiftung. Ähnliche Maßnahmen gibt es im Burgenland und in Wien. Von den 90 Frauen aus der steirischen Stiftung fand erst ein Drittel einen Job - auch Schützenhöfer hofft noch auf einen raschen Neustart als Lagerleiterin.