Graz-Wahl: Die Zukunftspläne der Parteien

Laut Wahlforschern stimmen die Grazer bei der kommenden Gemeinderatswahl vor allem über die Zukunft ab. Den Rahmen gibt die Bevölkerungsprognose vor, wonach die Stadt in 20 Jahren um rund 40.000 Menschen wachsen wird.

Kurz vor der Gemeinderatswahl am 5. Februar tauchte in Graz ein altes Gespenst wieder auf - die Diskussion, ob die Stadt und die angrenzenden Gemeinden zu einer Großgemeinde verschmelzen sollen, wodurch die sogenannte Gemeindestrukturreform endlich abgeschlossen wäre.

SPÖ und KPÖ für „Groß-Graz“

Der Großraum Graz war ja seinerzeit aus politischen Gründen davon ausgenommen worden. SPÖ-Spitzenkandidat Michael Ehmann geht nun davon aus, dass der Prozess innerhalb der nächsten drei Jahrzehnte nachgeholt werden dürfte: „Ich glaube, dass es sinnvoll ist, dass man hier auslotet: Welche Synergien gibt es, welche Verbesserungspotenziale gibt es? Sind Umlandgemeinden überhaupt bereit dazu? Am Anfang wird da in vielen Bereichen Sorge bestehen, ich glaube aber, dass beide Seiten profitieren können. Auf Sicht gesehen - ich rede von 20 oder 30 Jahren - wird ein Zusammenwachsen wahrscheinlich Sinn ergeben.“

Die Vorteile liegen auf der Hand, bekräftigt auch KPÖ-Spitzenkandidatin und Vizebürgermeisterin Elke Kahr - somit könnten wichtige Punkte wie etwa Stadtplanung, Verkehrsentwicklung oder Finanzierung aus einer Hand erfolgen: „Ohne dass die Umlandgemeinden in die Stadt Graz eingemeindet werden, sehe ich auf Dauer ein großes Problem“, betont Kahr.

Auch Spitzenkandidat Philipp Pacanda von der Piratenpartei will das Umland eingemeinden: Das Regieren in diesem Großraum sollten allerdings nicht Politiker, sondern Experten übernehmen.

ÖVP für Ausbau des Westens von Graz

Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) befindet: Ein „Groß-Graz“ sei bisher nicht möglich gewesen - also müsse die Koordination im sogenannten steirischen Zentralraum als Ersatz herhalten. Nagl halte es für den falschen Weg, Graz immer breiter werden, ausufern zu lassen: „Wenn wir so weitermachen - auch in Graz-Umgebung, wie das bisher der Fall war - werden wir die Flächen verbrauchen. Es freut sich zwar jeder, dass er dann alleine auf einem Grundstück sitzt - aber das wird, wenn ich so sagen darf, ein Flächenfraß sein.“

Allerdings gebe es noch genügend Entwicklungsraum im Westen von Graz, „weil da gibt es große Industriebranchen wie hinter dem Bahnhof die Smart City oder die ehemaligen Brauereigründe Reininghaus. Hier wird Wohnraum geschaffen, sodass wir dann in den anderen Bezirken nicht so verdichten, dass es keine Lebensqualität mehr gibt“, erklärt Nagl.

FPÖ will in Höhe wachsen - und Kulturgut bewahren

Für FPÖ-Spitzenkandidat Mario Eustacchio ist klar: Grünraum muss erhalten bleiben - das heiße dann aber auch, nicht alles zuzubauen, sondern Wohnraum nach oben hin zu schaffen: „Wenn wir Grünraum schonen wollen, dann müssen wir in die Höhe wachsen. Davon werden wir natürlich die schöne Altstadt ausnehmen müssen, die ist ja auch Weltkulturerbe - es ist auch mir ganz persönlich wichtig, das so zu erhalten. Aber wir haben trotzdem noch Flächen, die bebaut und verbaut werden können. Und da ist es eben besser, in die Höhe zu gehen als in die Breite, um den Grünraum zu schützen.“

Grüne für ein offenes Graz in vielerlei Hinsicht

Geht es nach den Grünen, könne für den Erhalt und den Ausbau des Grünraums in Graz noch durchaus mehr getan werden. So fordert Spitzenkandidatin Tina Wirnsberger ein offenes Graz - und das bedeute nicht nur, dass es keine Diskriminierung geben dürfe - „offen“ sei durchaus auch räumlich zu verstehen: „Offenes Graz heißt auch, dass man - anstatt Verbotszonen auszuweiten - Räume für Begegnung schafft, in denen die Menschen sich treffen können.“

Laut Bevölkerungsprognose wird sich die Stadt auf ein Leben mit noch mehr Menschen einstellen müssen: Im Bezirk Gries soll etwa in 20 Jahren jeder zweite Bewohner aus dem Ausland stammen. Dann wird Graz außerdem noch immer eine relativ junge Stadt sein: Das Durchschnittsalter soll von derzeit 41 Jahren auf 45 steigen - und damit ein Jahr unter dem Steiermark-Wert liegen.

So viele Wahlberechtigte wie noch nie

Bei der Grazer Gemeinderatswahl am 5. Februar sind 222.856 Männer und Frauen wahlberechtigt - so viele wie noch nie - mehr dazu in 222.856 Grazer wählen einen neuen Gemeinderat.

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