Hunde erschossen: Jäger vor Gericht

Am Grazer Straflandesgericht musste sich am Dienstag ein Steirer verantworten, dem vorgeworfen wird, zwei Hunde erschossen zu haben - laut dem Angeklagten hätten die Hunde gewildert. Vor Prozessbeginn gab es Tierschützerproteste.

Der Angeklagte fühlte sich vor Gericht nicht schuldig: Er gab auf die Fragen der Richterin an, die Hunde erschossen zu haben, weil sie mehrfach gewildert hätten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 69-jährigen Mann Tierquälerei und Sachbeschädigung vor - denn Hunde gelten rein rechtlich als Sache.

Tierschutzaktivisten protestierten vor dem Gericht

Zu Prozessbeginn hielten Tierschutzaktivisten eine stille Mahnwache vor dem Straflandesgericht Graz ab: „Wir trauern um Jamie und Senta“, „Hunde sind keine Sache“ und „Stoppt den Blutrausch“ stand auf den Schildern der Tierschutzaktivisten, die samt zwei Hunden vor dem Straflandesgericht standen - der Prozess selbst begann dann mit mehr als einer Stunde Verspätung.

Protest Tierschützer vor Gericht

ORF Steiermark

Tierschützer protestierten während des Prozesses in Graz vor dem Straflandesgericht

Angeklagter: „Tausend-Gulden-Schuss“

Die Staatanwältin wirft dem Ostersteirer, der schon seit 45 Jahren Jäger ist, vor, die beiden Hunde auf der Gemeindestraße mutwillig getötet zu haben. Geschossen haben will der Jäger nur auf den größeren der Hunde: „Es war Pech, dass der Kleine auch dran glauben hat müssen“, sagte der Angeklagte - der kleinere Hund sei nach dem Durchschuss nach zwei Sprüngen und zwei Jaulern tot gewesen. „Das ist aber ein schöner Zufall, dass Sie mit einer Kugel zwei Hunde getroffen haben“, hakte die Richterin nach. Das war ein „Tausend-Gulden-Schuss“, antwortete der 69-Jährige.

„Schuss war die einzige Möglichkeit“

„Eine andere Möglichkeit hat es nicht gegeben, als zu schießen?“, fragte die Richterin nach. „Nein“, sagte der Angeklagte. „War der Abschuss ihre waidmännische Pflicht?“, fragte der Verteidiger. „Ja“, erwiderte der Angeklagte.

Ballistisches Gutachten soll Klarheit schaffen

Die Vertreter der Hundebesitzer ließen Zweifel an der Version des Jägers aufkommen: Laut einem Untersuchungsbericht sei der große Hund links getroffen worden, der kleine aber rechts. „Das ist auch mit einer Kugel möglich“, sagte der Verteidiger des Jägers, der selbst Jäger ist - er beantragte einen ballistischen Sachverständigen.

Zeugen sind unterschiedlicher Meinung

Ein Zeuge - er ist ebenfalls Jäger - erklärte der Richterin, dass er die Hunde schon Tage vor dem Abschuss gesehen hatte: Sie hätten gewildert, Rehe gejagt und gebissen; er habe ein richtiges „Getöse“ im Wald wahrgenommen und laut eigenen Aussagen so etwas noch nie zuvor in seinem Leben gesehen.

Etwas anders hingegen stellten sich die Beobachtungen anderer Zeugen dar: Eine Reiterin, die in der Nähe im Stall mit ihrem Pferd beschäftigt war, sagt, sie habe einen der Hunde gekannt und hätte ihn auch einem Besitzer zuordnen können. Ein anderer erklärte, dass er die Hunde offenbar kurz vor dem Abschuss beim Spielen beobachtet habe. Ein weiterer Zeuge sagt, die Tiere hätten zutraulich gewirkt. Der Prozess wurde vertagt.