Graz-Wahl: Siegfried Nagl, der große Gewinner

Einen überraschend klaren Sieg hat Siegfried Nagl (ÖVP) bei seinem vierten Antreten zur Grazer Gemeinderatswahl am Sonntag eingeholt: „Die Menschen haben wieder die Mitte gewählt“, so der Bürgermeister.

steiermark.ORF.at hat am Wahltag in Form eines Livetickers aus dem Grazer Rathaus berichtet: Der Liveticker zum Nachlesen.

ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl verteidigte bei seinem vierten Antreten als Stadtchef die Position eindrucksvoll - mehr dazu in Graz hat gewählt: Triumph für Siegfried Nagl.

Er sei zutiefst dankbar, „dass die Menschen mir wieder das Vertrauen ausgesprochen haben“: „Ich weiß, was das für eine Verantwortung bedeutet. In den nächsten Wochen wird noch sehr viel zu tun sein, eine Regierung zusammenzustellen, die für Graz arbeitet“, sagte Nagl.

Start als jugendlicher Quereinsteiger

Als jugendlicher Quereinsteiger hatte Nagl - geboren am 18. April 1963 - im Jahr 2000 eine schwächelnde ÖVP übernommen, die bereits hinter die FPÖ zurückgefallen war. Er schaffte es, sie 2003 nach der Ära von SPÖ-Langzeit-Bürgermeister Alfred Stingl auf Platz eins zurückzuführen - mehr dazu in Siegfried Nagl im Portrait.

Nagl

APA/Erwin Scheriau

Der Grazer ÖVP- Bürgermeister Siegfried Nagl

Zunehmend wuchs er in die Rolle des umsichtigen Stadtoberhaupts, das sich um ethnische und religiöse Integration bemüht. Diverse Verbote und Beschränkungen wie das Bettelverbot brachten ihm von der Opposition dennoch Kritik ein.

Grazer ÖVP auf langer Partnersuche

Nachdem Nagl in seiner ersten Periode noch das Problem hatte, gegen eine rot-rote Mehrheit im Stadtsenat und eine rot-rot-grüne im Gemeinderat zu regieren, folgte 2008 die Koalition mit den Grünen. Mit ihnen und seiner „Vize“ Lisa Rücker - die sich 2017 zugunsten von Tina Wirnsberger zurückzog - gab es in Sachen Bettel- und anderer Verbote, Verkehr, Umweltzone und Murkraftwerk Sollbruchstellen, die man zunächst gemeinsam umschiffte - letztlich aber ohne Erfolg. Die Wahl wurde vorverlegt.

Ehepaar Nagl

APA

Nagl hat mit seiner Ehefrau Andrea vier Kinder und ist schon Großvater, wie er immer wieder stolz betont

Es lief wesentlich besser als 2012, als die ÖVP zwar Platz eins hielt, dafür aber nur auf 33,74 Prozent (minus 4,63 Prozentpunkte), 17 Sitze im 48-köpfigen Gemeinderat und drei Stadtsenatssitze kam. In der Folge wurde eine Zusammenarbeit mit FPÖ und SPÖ ausverhandelt. Aus dieser stiegen die Freiheitlichen aus, die KPÖ sprang ein. Im Herbst 2016 war Schluss: Die KPÖ trug das Budget u.a. wegen des Dauerbrenners Murkraftwerk nicht mit, ein anderer Partner fand sich nicht mehr - mehr dazu in KPÖ stimmt Budget nicht zu: Graz vor Neuwahlen (19.10.2016).

Zerrüttete Verhältnisse

Somit ähnelte Nagls Situation Anfang 2017 jener im Jahr 2012: Für Alleingänge zu stimmenschwach und mit einem zerrütteten Verhältnis zu KPÖ, Grünen und auch FPÖ, ersuchte er die Bürger um ein deutliches Mandat. Knapp eineinhalb Wochen vor der Wahl präsentierte Nagl den unauffälligen ehemaligen SPÖ-Klubchef und früheren Stadtrat Michael Grossmann als möglichen künftigen „unabhängigen“ Kulturressortchef - mehr dazu in Graz-Wahl: Ex-SPÖ-Klubchef kämpft für ÖVP (24.1.2017).

Stilles Einfühlungsvermögen

Als Stadtoberhaupt genießt Nagl Ansehen, wozu wohl auch seine Reaktion auf den Amokfahrer in Graz im Juni 2015, die drei Tote und mehr als hundert Verletzte, forderte, beitrug. Nagl, auf seinem Motorroller selbst nur knapp dem Amokfahrer entgangen, bewies einerseits stilles Einfühlungsvermögen gegenüber den Opfern und äußerte klare Worte gegenüber dem Täter: „Dieser Mensch, der Mörder.“ Nagl hat Verletzte und Angehörige besucht, kein Aufhebens darum gemacht und somit den Opferschutz in den Vordergrund gestellt - mehr dazu in Pressekonferenz nach Amokfahrt (20.6.2015).

Der studierte Handelsakademiker kommt aus dem Innenstadtunternehmen Klammerth, hat mit seiner Ehefrau Andrea vier Kinder und ist Großvater von vier Enkelkindern.

Links: