Verbund steigt wieder bei Murkraftwerk ein

Nach einigem Hin und Her ist es nun fix: Der Verbund steigt wieder beim umstrittenen Murkraftwerk in Graz-Puntigam ein - der Stromkonzern beteiligt sich mit 12,5 Prozent und übernimmt auch die Betriebsführung.

An dem Projekt ist derzeit neben der Energie Steiermark mit einem Anteil von 37,5 Prozent auch das Tochterunternehmen Energie Graz mit einem Anteil von 12,5 Prozent beteiligt. Der Verbund galt schon einmal als (50-Prozent-)Partner für den Kraftwerksbau, hatte sich dann aber zu Beginn des Vorjahres zurückgezogen - mehr dazu in Kraftwerk Puntigam: Verbund zieht sich zurück (8.3.2016). Als nächster möglicher Partner war dann die Wien Energie im Gespräch, diese hat allerdings noch nicht entschieden, ob sie mitmacht oder nicht - mehr dazu in Murkraftwerk: Energie Wien zögert (2.11.2016).

12,5 Prozent und Betriebssteuerung

Nun aber steigt der Verbund doch wieder ein: In einer gemeinsamen Presseaussendung informierten Energie Steiermark und Verbund am Donnerstag, dass sich letzterer mit 12,5 Prozent an dem Kraftwerk beteiligen und auch die Betriebssteuerung übernehmen wird - womit der Verbund auch den Wiedereinstieg in das Projekt begründete.

Außerdem lasse der Verbund sich die Option offen, die Anteile auf bis zu 25 Prozent zu erhöhen: „Der Verbund hat - ebenso wie wir - ein klares Ziel, nämlich die CO2-freie Energieproduktion zu fördern. Natürlich ist auch ein ganz wesentlicher Aspekt, dass dieses Projekt hoch wirtschaftlich ist“, so Energie-Steiermark-Sprecher Urs Harnik-Lauris, der auch Verhandlungen mit weiteren Interessenten bestätigt, „dazu gehört Porr, Wien Energie - wir halten die Türen für den Einstieg weiterer Partner offen“.

Plakatausschnitt: Entwurf des Murkraftwerks Graz-Puntigam

ORF

Gemeinsam mit dem Verbund hatte der steirische Energieversorger bereits die Kraftwerke Gössendorf und Kalsdorf südlich von Graz errichtet, weshalb der Wiedereinstieg Synergien bringen soll; vor allem die Betriebsführung von 19 Wasserkraftwerken an der steirischen Mur wird bisher schon vom Verbund von der Zentralwarte Pernegg südlich von Bruck an der Mur aus gesteuert.

Strom für 45.000 Grazer

Das Wasserkraftwerk in Graz-Puntigam soll ab 2019 rund 45.000 Grazer mit Strom versorgen und führe - wie es von den Betreibern heißt - zu einer nachhaltigen Reduzierung der Abhängigkeit von Stromimporten - 60.000 Tonnen CO2 würden so pro Jahr eingespart. Das Gesamtinvestitionsvolumen liege bei 80 Mio. Euro, rund 90 Prozent der Aufträge gingen an heimische Unternehmen. Insgesamt werden während der Bauphase 1.800 Arbeitsplätze in der Steiermark gesichert.

Sehr umstritten

In den vergangenen Tagen war es immer wieder zu Festnahmen und Verhaftungen gekommen, weil Aktivisten die seit Jahresbeginn laufenden Arbeiten an der Mur verhindern wollten - mehr dazu in Murkraftwerk: Aktivisten besetzten Baustelle. Projekt-Gegner bezweifeln die Wirtschaftlichkeit des Kraftwerks und kritisieren die Rodung von Tausenden Bäumen, die besonders in der von Feinstaub geplagten Stadt gebraucht würden; außerdem stehen nicht eingehaltene Auflagen im Raum - etwa die angeblich nicht erfolgte Einsammlung der bedrohten Würfelnattern.

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