Kritik an Aus für Grazer „Welcome“-Skulptur

Einen Ort der Zusammenkunft und des Miteinanders bot bis vor kurzem ein Kunst-Projekt im Grazer St. Andrä-Park. Nun wurde die Sitzgruppe „Welcome“ des Künstlers Markus Wilfling entfernt - zahlreiche Anrainer und eine Mediatorin üben Kritik.

Welcome-Skulptur

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„Mit Welcome realisierte Markus Wilfling nicht nur eine Begegnungsstätte, er thematisiert auch die Flüchtigkeit unseres Daseins und veranschaulicht und fördert die Durch- und Zulässigkeit von Kommunikation, Diversität in spielerischer und gleichzeitig ernsthafter und präziser Form“

Projektleiterin Elisabeth Fiedler 2013 anl. der Eröffnung der Skulptur

Angelehnt an die Form eines Zirkuszeltes waren zwei Steher und Planen sowie vom Künstler realisierte Holzmöbel aufgestellt worden - bekrönt von zwei farbigen Weltkugeln, die auch die nähere Umgebung spiegelten. 2013 eröffnet, hatte sich in ebendiesen Kugeln der Willkommens-Skulptur von Markus Wilfling noch eine bunte Gesellschaft abgebildet: Tisch, Sessel und Dach luden zum Zusammensitzen ein.

Heute sind nur noch Eisenstangen Zeugen eines in kleinen Schritten gewachsenen Konsenses zwischen Anrainern, Vinzinest und Pfarre - mit Hilfe polizeilicher Mediation.

Alte Genehmigungen und neue Gräben

Abgelaufene Genehmigungen und der Antrag eines Anwohners haben nun den Abbau erwirkt - und bereits geschlossene Gräben in dem Viertel mit hohem Migrationsanteil offenbar wieder aufgerissen. Der Mediatorin Michaela Strapatsas bereite der Abbau Sorgen - auf die Anrainer habe man nicht gehört. Denn zwei Drittel von ihnen seien für einen Fortbestand der Skulptur gewesen.

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Mediatorin Michaela Strapatsas beschreibt den Prozess rund um die Aufstellung der Skulptur und erklärt, warum sie deren Abbau kritisch sieht.

Dennoch - man ist geteilter Meinung. Während ein Anrainer auf den Tischen schlafende Roma und Lärm kritisiert, wirft eine junge Bewohnerin ein: „Stimmen sind schöner zu hören als Autoverkehr.“ Eine weitere ergänzt, die Skulptur „war einfach als Versammlungspunkt sehr schön - und fehlt uns sehr“.

Verschwundener Unterschlupf

Auch so manchen Vinzinest-Bewohnern, denen das Kunstwerk als Unterschlupf bei Regen gedient habe, würde der Abbau schaden: „Jetzt ist das Problem, dass die Leute sicher wieder mehr auf den Gehsteigen stehen werden und warten, bis sie wieder hineinkönnen“, befürchtet eine Anwohnerin.

Welcome-Skulptur

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Von der „Welcome“-Skulptur sind nur noch die Eisenstangen übriggeblieben

Gesellschaftliche Konflikte würden laut Künstler Markus Wilfling durch den Abbau der Skulptur nicht beseitigt - „sondern möglicherweise wieder in einen Zustand zurückversetzt werden, der schon einmal vorgeherrscht hat“.

Welcome-Skulptur

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„Wie kommunizieren wir?“

„Welcome“ habe jedoch in den drei Bestandsjahren einiges bewirkt und viele Fragen aufgeworfen, wie Projektleiterin Elisabeth Fiedler betont: „Wie schaffen wir Gesellschaften, wie können wir in die Zukunft gehen und wie kommunizieren wir? Dafür hat die Arbeit viel geleistet.“

Pfarrer Hermann Glettlers Ziel ist nun eine Neuaufstellung vor seiner Kirche - denn die Skulptur habe sich als soziales und ästhetisches Anliegen bewährt. Mitte März gibt es dazu Gespräche mit den zuständigen Behörden.

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