Betrug mit Fördergeldern: Professor angeklagt

Wegen schweren Betrugs ist ein Arzt und Universitätsprofessor in Graz angeklagt. Laut Staatsanwaltschaft sollen über Jahre Hunderttausende Euro an Forschungsgeldern von Pharmafirmen auf seine Privatkonten geflossen sein.

Der mutmaßliche Betrug flog durch Zufall auf: Als der Internist, Professor und Abteilungsleiter vor drei Jahren in Pension ging, räumten Mitarbeiter der Grazer Med-Uni sein Zimmer auf und entdeckten dabei Daten von Bank Austria-Konten - allerdings ist die Grazer Med-Uni gar nicht bei der Bank Austria.

Zahlungen flossen auf Privatkonto

Laut Anklage flossen über 15 Jahre hinweg von Pharmafirmen 800.000 Euro an Krebs-Forschungsgeldern, Aufwandsentschädigungen und Sponsoring auf die Konten des Arztes. Die Med-Uni erstattete Anzeige, sagt Rektor Hellmut Samonigg gegenüber dem ORF-Radio, denn „nachdem was wir wissen, hat der Kollege Rechnungen gestellt an Firmen und hat als Rechnungsadresse die von ihm geleitete klinische Abteilung angeführt, und das Konto ist aber ein Privatkonto gewesen“.

Die Med-Uni Graz gilt als Geschädigte; sie ließ den Fall von Ermittlern der Anwaltskanzlei hba aufarbeiten und erstattete vor drei Jahren Anzeige. Die polizeilichen Ermittlungen ergaben, dass die höchsten Summen von den Pharmafirmen Roche, Bayer, Amgen, Baxter und Fresenius flossen - laut dem Rektor dürften Firmen teils Geld für klinische Studien auf echte Med-Uni-Konten überwiesen haben und zusätzlich auf private, vermeintliche Meduni-Konten: „Dass es hier Privatvereinbarungen parallel hierzu gab, davon hatte die Medizinische Universität natürlich lange Zeit überhaupt kein Wissen“, so Samonigg.

Auch Pharmafirmen gelten als geschädigt

Vor allem sei der Professor seit Jahren nicht mehr berechtigt gewesen, Verträge abzuschließen, sondern nur der Vorstand der medizinischen Uni-Klinik - den Pharmafirmen war das wohl nicht bewusst, was möglicherweise eine Erklärung ist, warum der Fall erst so spät aufflog.

Vom Roche-Konzern etwa heißt es, man werde von der Staatsanwaltschaft ebenfalls als Geschädigter gesehen, und auch die staatliche Gesundheit Österreich GmbH soll im Rahmen eines Stammzellen-Projekts um weitere knapp 150.000 Euro getäuscht worden sein: Es seien ja alle Briefe mit Uniklinik-Briefkopf gekommen, heißt es von dort, auch habe man Nachweise etwa in Form von Stundenbestätigungen von Forschern erhalten.

Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Bacher geht in Summe vom Verdacht aus, „dass etwa 1,1 Millionen Euro vom Angeklagten für bislang unbekannte, allerdings private Belange verwendet wurden“.

Anwalt: Zahlungen nur nicht abgerechnet

Der Angeklagte bezeichnet sich als unschuldig, sein Anwalt Harald Christandl will die Anklage beeinspruchen und meint sinngemäß, die Zahlungen seien mit der Med-Uni nur nicht abgerechnet worden - man hoffe, das nachweisen zu können.

Übrigens ist der pensionierte Professor auch des Betrugs an der Bank direktanlage.at angeklagt: Er könnte zunächst selbst einem Aktienbetrüger auf den Leim gegangen sein und kaufte laut Anklage wertlose Fälschungen von Aktienzertifikaten mit dem angeblichen Wert von 1,4 Millionen Euro; obwohl er dann laut Staatsanwaltschaft schon wusste, dass die Aktien wertlos sind, habe er einen Teil um 180.000 Euro an die Direktanlage verkauft.