Erdogan spaltet steirisch-türkische Community

Die europäisch-türkische Krise gewinnt jeden Tag an Schärfe und ist auch Gesprächsthema unter Türken, die in der Steiermark leben. Vor allem die türkische Wahlpropaganda spaltet auch die steirisch-türkische Community.

In den Niederlanden überschattet der Konflikt aktuell die Wahlkampfschlussphase, in Österreich stellt sich SPÖ-Bundeskanzler Christian Kern auf die Seite der Niederlande - mehr dazu in Kern gegen Auftritte türkischer Politiker (news.ORF.at; 13.3.2017).

In einigen Bundesländern, etwa in Vorarlberg oder in Niederösterreich, sind am vergangenen Wochenende ebenfalls schon Veranstaltungen mit türkischen Politikern abgesagt worden.

Özbas: „Es geht um Innenpolitik“

Die Krise ist aber auch Gesprächsthema in der steirisch-türkischen Community. Aktuell leben knapp 15.000 Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in der Steiermark, unter ihnen ist Ali Özbas, der seit Jahrzehnten in Graz mit Türken Jugend- und Sozialarbeit macht: „Es geht nicht um Migranten, Türkischstämmige in Europa - es geht um Innenpolitik und um nichts anderes. Durch diese Wahlpropaganda von Erdogan wurde auch die türkische Community sehr gespalten.“ Das gelte aber vor allem für Wien, weniger für Graz, kalmiert Özbas.

Bestätigt wird seine Einschätzung aber auch von Experten-Seite. Kerem Öktem ist Professor am Zentrum für Südosteuropa-Studien an der Karl-Franzens-Universität Graz. Er ist spezialisiert auf die moderne Türkei und er warnt vor einer zunehmenden Polarisierung der türkisch-österreichischen Community: „Dass Druck vorhanden ist, zeigt sich an der Frage, ob Auftritte türkischer Politiker im Ausland zuzulassen seien. Die Antworten, egal ob dafür oder dagegen, bleiben immer eine Gratwanderung für die Türken in Österreich - aber wohl nicht nur für sie.“

Auftritte beeinflussen Österreich

Generell ist die türkisch-österreichische Gemeinschaft mit Stellungnahmen aber vorsichtig. Der Obmann der türkischen Kulturgemeinde Österreich, Birol Kilic, wagt dennoch eine Einschätzung der Stimmung: „Diese Art und Weise, mit diesen Auftritten, beeinflusst uns in Österreich natürlich, weil im Endeffekt glaubt man, dass alle Türken diese AK-Partei auch unterstützen. Es ist ein unangenehmes Gefühl. Und deswegen sollten wir diese Politik, die importiert ist, dorthin schicken, wo sie hingehört und hier einen Gesetzesentwurf machen, wo jede Partei auch damit leben kann.“