Grazer Forscher: Akne und Gastritis verwandt

Grazer Forscher haben die Ursache für lymphozytären Gastritis entdeckt: Sie stießen bei ihren Forschungen auf eine Bakterienart, die eigentlich mit der Entstehung von Akne in Zusammenhang gebracht wird.

Die Ursache für eine bisher ungeklärte Form der chronischen Magenentzündung - der lymphozytären Gastritis - haben Forscher der Medizinischen Universität Graz geklärt. Sie sind bei ihren Forschungen zum Mikrobiom des Magens auf eine Bakterienart gestoßen, die eigentlich mit der Entstehung von Akne in Zusammenhang gebracht wird. Auf dieses schießt der Körper mit scharfer Waffe zurück.

Reges Leben

Im menschlichen Darm und Magen herrscht reges Leben. Vom dortigen Zusammenspiel der verschiedenen Bakterienarten und den Folgen auf das Immunsystem wusste man die längste Zeit wenig, wie Gregor Gorkiewicz, Professor für Medizinische Mikrobiomforschung am Institut für Pathologie der Med-Uni Graz erklärt. Aufgrund seiner Säureproduktion sei der Magen nämlich lange Zeit als quasi-steriles Organ betrachtet worden.

Sonderform entdeckt

Erst die Entdeckung von Helicobacter pylori als Erreger der chronischen Gastritis habe diese Auffassung schrittweise geändert. Die Grazer Forscher versuchen, mehr Licht in das mikrobielle Ökosystem des Magen-Darm-Traktes zu bringen. Zuletzt sind sie der Entstehung einer Sonderform der chronischen Gastritis auf die Spur gekommen.

Auslöser identifiziert

Die sogenannte lymphozytäre Gastritis ist eine sehr seltene Form der Erkrankung der Magenschleimhaut, bei der vermehrt sogenannte intra-epitheliale Lymphozyten nachweisbar sind. „Bisher war der Auslöser dieser Erkrankung ungeklärt“, schilderte Ana Montalban-Arques aus dem Grazer Doktoratskolleg MOLIN (Molecular Fundamentals of Inflammation).

Der aus Spanien stammenden Forscherin ist es in Graz gelungen, das Propionibacterium acnes als Krankheitsursache, sowie den zugrunde liegenden immunologischen Mechanismus zu identifizieren.

Angeborener Mechanismus

Wie der Name schon andeutet, produziert das Propioni-Bakterium Propionsäure. Im Magen werde durch diese kurzkettigen Fettsäuren ein angeborener Immunmechanismus ausgelöst, erklärten die Grazer Forscher. Dieses sogenannte NKG2D-System spielt etwa bei der Glutenunverträglichkeit eine Rolle, ist aber auch dafür bekannt, dass es der Entstehung von Tumoren entgegenwirkt.

Auszeichnung für Forscherin

Die Aktivierung des NKG2D-Systems im Magen führt dazu, dass zytotoxische T-zellen ausgeschüttet werden, die als Immunantwort das Gewebe des Magens angreifen. Ihre Erkenntnisse hat Montalban-Arques als Erstautorin im „Journal of Pathology“ dargelegt und jüngst dafür den Hans-Popper-Preis der Österreichischen Gesellschaft für Pathologie erhalten.

Austricksen möglich

Gegen das Bakterium Helicobacter Pylori wird das NKG2D-System offenbar nicht auf die selbe Weise aktiv, wie im Zuge der Studie erkannt wurde. Offensichtlich hat das Bakterium, das als Hauptauslöser für das Magenkarzinom gilt, einen Weg gefunden, um das Immunsystem auszutricksen. Die Grazer Forscher vermuten nun, dass das Bakterium das NKG2D-System spezifisch modulieren und damit eine Immunstimulation umgehen kann, so dass letztlich keine Aktivierung von T-Zellen erfolgt. Dadurch könne die Entstehung von Magenkrebs begünstigt werden.

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