Diagonale 2017 in Graz eröffnet

Mit der Österreich-Premiere von „Untitled“ von Michael Glawogger und Monika Willi ist am Dienstag in Graz die Diagonale eröffnet worden. Außerdem wurde der Diagonale-Schauspielpreis an Johannes Krisch verliehen.

In der Eröffnungsrede plädierten die Intendanten Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber für die Neugier: „Die Neugier der Jungen an den Alten und der Alten an den Jungen. Die Neugierde jener, die hier schon immer waren, gegenüber jenen, die womöglich gerade erst angekommen sind“, führte Höglinger aus und setzte fort: „Erst die Verständigung darüber, von welchen unterschiedlichen Standpunkten aus wir die eine Welt sehen, führt uns aus jener gegenwärtigen Identitätskrise, die sich als pauschales Unbehagen an der Politik artikuliert und jede Kritik verstellt.“

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Johannes Krisch hat „Lust auf mehr“

Johannes Krisch spricht mit ORF-Redakteurin Ilse Amenitsch über seine Arbeit und die Bedeutung des großen Schauspielpreises.

„Mitten ins Leben und zu den Leuten“

Den Eröffnungsfilm „Untitled“, den Cutterin Monika Willi aus Material des verstorbenen Regisseurs Michael Glawogger gefertigt hat - mehr dazu in Glawoggers filmischer Abschied (news.ORF.at) -, beschrieb Schernhuber als „wagemutigen und bildgewaltigen Gegenentwurf zur medial omnipräsenten Bewegtbildkonfektionsware“.

"Untitled"

Filmladen/Lotus-Film

Sein Kollege abschließend: „Ein Festival kann, davon sind wir überzeugt, Kontexte schaffen und Verbindungen herstellen, kann Geschichtsbewusstsein schärfen und Narrative entwerfen, die aus den Bildern über die Leinwand dorthin führen, wo das Kino seinen Ursprung hat und auch hingehört: mitten ins Leben und zu den Leuten.“

Großer Schauspielpreis für Johannes Krisch

Bei der Eröffnung der 20. Ausgabe der Diagonale am Dienstag in der Grazer List-Halle wurde auch der Große Diagonale-Schauspielpreis an Johannes Krisch verliehen - mehr dazu in Diagonale-Schauspielpreis für Johannes Krisch (24.2.2017).

Diagonale-Eröffnung

APA/Erwin Scheriau

Diagonale-Intendant Sebastian Höglinger, der Schauspieler Johannes Krisch, Bundesminister Thomas Drozda (SPÖ) und Diagonale-Intendant Peter Schernhuber mit dem Preis, einem Foto der Fotografin Stefanie Moshammer

Krisch wurde mit einem Bild von Stefanie Moshammer ausgezeichnet, die Künstlerin gratulierte via Videobotschaft aus Los Angeles. „Dort schaut’s aus wie in Laßnitzhöhe, aber wenn sie nicht herkommen will, bitte“, witzelte Moderator Michael Ostrowski nach der Einspielung, die viel grünes Gestrüpp zeigte.

„Er hat die Leinwand einfach eingenommen“

Regisseurin Elisabeth Scharang beschrieb in ihrer Laudatio, dass sie Krisch zum ersten Mal in „Revanche“ gesehen hatte, und „er hat die Leinwand einfach eingenommen“. Er sei ein „Schauspieler, der uns überhaupt keine Zeit lässt, es uns gemütlich zu machen“, beschrieb ihn Scharang. In dem Film über Jack Unterweger, den sie mit ihm gedreht hatte, „hat er die Realität auf gewisse Weise neu erschaffen“.

„Ich spiele Leben“

Krisch selbst meinte ganz schlicht: „Ich versuche, Menschen darzustellen“, betonte aber: „Ich freue mich sehr, sehr, sehr, sehr.“ Er werde „sich kurz fassen und brav sein“, versprach er, nur bitte er den - anwesenden - Kulturminister „um eine Audienz.“ Abschließend erklärte er: „Ich spiele Leben, und ich habe genug davon.“

Diagonale-Eröffnung

APA/Erwin Scheriau

Bundespräsident Alexander Van der Bellen sprach ebenfalls ganz kurz und ließ die Besucher an seinen persönlichen Kinoerinnerungen teilhaben: „Ich war immer zu jung, um die Filme anzuschauen, die mich interessiert hätten.“

Diagonale 2017

ORF

Die Diagonale 2017 findet bis zum 2. April in Graz statt

60 Premieren, 37 Uraufführungen

561 Filme wurden heuer eingereicht, 191 ausgewählt, 106 laufen im Wettbewerb - unter den gut 60 Premieren sind 37 Uraufführungen: „Tatsächlich ist es so, dass die Diagonale ein bisschen wie ein Flughafen funktioniert - da gibt es Filme, die kommen von internationalen Festivals hierher nach Graz, und dann gibt es aber auch Filme, die hier in Graz starten“, so Kointendant Schernhuber.

Die Chefs empfehlen

Die beiden Diagonale-Leiter Peter Schernhuber und Sebastian Höglinger geben persönliche Empfehlungen für Diagonale-Filme ab.

Und Kointendant Höglinger ergänzt: „Man muss auch noch einmal betonen, dass es irrsinnig viele spannende junge Debütfilme zu entdecken gibt, und das jetzt nicht als so eine Art Nachwuchsförderung, sondern die sind angekommen, und die gibt es zu entdecken“ - mehr dazu in Diagonale: 106 Filme und neues Gesprächsformat.

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