Grazer erforschen biologische Vielfalt
Ihre Erkenntnisse haben die Wissenschaftler nun im Fachjournal „Ecology Letters“ veröffentlicht. Geforscht wurde sozusagen ausgehend von der Südspitze des ostafrikanischen Tanganjikasees. Hier leben rote, blaue und gelbe Buntbarsche der Gattung „Tropheus“. Die gelben sind das Ergebnis einer Hybridisierung aus roten und blauen Fischen.
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Nachdem die Forscher der Karl-Franzens-Universität Graz das geklärt hatten, stellte sich ihnen die Frage, wie sich der neue Phänotyp – so nennt die Wissenschaft das äußere Erscheinungsbild eines Organismus – durchsetzen konnte bzw. sich die gelben Buntbarsche nicht gleich wieder mit den blauen und roten vermischt haben.
Buntheit dank Barrieren
Die Antwort fanden sie in Umweltveränderungen, die die Anordnung der Barrieren zwischen den Lebensräumen der verschiedenen Fischpopulationen entlang der Küstenlinie so veränderten, dass die roten und blauen in Kontakt kommen konnten, während ihre Kreuzungsprodukte sofort wieder räumlich von den Elternlinien getrennt wurden. Diesen Umstand beschreiben die Grazer Wissenschaftler in ihrem neu veröffentlichten „Shifting Barriers Model".
Die Publikation:
„Shifting barriers and phenotypic diversification by hybridization“ von Kristina Sefc, Karin Mattersdorfer, Angelika Ziegelbecker, Nina Neuhüttler, Oliver Steiner, Walter Goessler, Stephan Koblmüller im Fachjournal Ecology Letters
Möglich, allerdings sehr selten, ist aber auch, dass nur mehr Exemplare des eigenen Phänotyps als PaarungspartnerInnen erkannt werden. Häufiger ist es der Fall, dass sich die neue Population ökologisch so stark von ihren Vorfahren unterscheidet, dass sie sich einen neuen Lebensraum sucht, weil sie beispielsweise ein trockeneres Habitat bevorzugt. Beides ist bei den gelben Buntbarschen jedoch nicht der Fall: Sie treffen aufgrund von Sandbarrieren nicht auf ihre andersfarbigen Artgenossen, die andere Uferregionen bewohnen. Sonst würden sie sich mit ihnen paaren, wie Experimente im Labor gezeigt haben.
Kreuzung vor 100.000 Jahren
Zur Kreuzung soll es laut Kristina Sefc vom Institut für Zoologie der Uni Graz, der Erstautorin der Publikation, vor rund 100.000 Jahren gekommen sein, als der Wasserspiegel und die Uferlinie noch völlig anders aussahen. Diese Annahme passt auch zur Tatsache, dass unter den gelben Buntbarschen mittlerweile mehrere weitere Populationen entstanden sind. Bei ihren Analysen wurden die Zoologen übrigens von Kollegen aus der Analytischen Chemie der Uni Graz unterstützt.