„Handlungsbedarf“ nach Kritik an Pflegeheimen

Auf einen Bericht der Volksanwaltschaft, der teils gravierende Mängel in Pflege- und Altenheimen aufzeigte, folgt nun der Ruf nach raschen Änderungen, etwa nach mehr Personal. Einige wenige sprechen von „pauschaler Verunglimpfung“.

Mit Medikamenten sollen Pflegeheim-Bewohner ruhig gestellt, schon um 18.00 Uhr ins Bett geschickt, und teils nur mangelhaft hygienisch betreut worden sein - so die teils massiven Vorwürfe der Volksanwaltschaft gegenüber einzelner Pflegeeinrichtungen in Österreich, auch eine steirische Einrichtung wurde genannt - mehr dazu in Volksanwaltschaft: Missstände in Pflegeheimen.

„Strukturelles Problem“

Die Reaktionen auf diese Kritik sind durchwegs unterschiedlich. Die steirischen Grünen etwa fordern, dass der für die Pflege zuständige Landesrat Christopher Drexler (ÖVP) rasch handeln müsse, um diese Missstände abzustellen. Von strukturellen Defiziten in Alten- und Pflegeheimen spricht dagegen die Psychiaterin Gabriele Fischer, zugleich Leiterin der Menschenrechtskommission bei der Volksanwaltschaft und zuständig für die Steiermark und Kärnten.

Seniorin und Pflegerin

ggz.graz.at

In der Steiermark sind nicht nur alte Menschen in Pflegeheimen untergebracht

So sei es in der Steiermark laut Fischer etwa üblich, dass auch junge Menschen in Altersheimen leben: „In der Steiermark finden wir 30-jährige Personen mit psychiatrischer Erkrankung in Altersheimen. Es sind daher die Landespolitiker aufgefordert, entsprechende Strukturen zu schaffen, dass Personen, die ein Anrecht auf Inklusion haben, gemeindenah auch in kleineren Wohngemeinschaften untergebracht werden.“

Altenpflege und Geriatrie: Keine Ausbildung

Die Gesellschaft für Geriatrie kritisiert außerdem, dass es, obwohl die Menschen immer älter werden, im Bereich Krankenpflege keine Spezialausbildungen gibt, Experten sehen in diesem Bereich eher einen Rückschritt, so die Präsidentin der Gesellschaft, Regina Roller-Wirnsberger von der Medizinischen Universität Graz. Im Medizinstudium würden derzeit Geriatrieausbildungen nur in Graz und Salzburg angeboten, so die Medizinerin, die auch im Bereich Altenpflege Defizite bei der Ausbildung - mehr dazu in Altenpflege und Geriatrie: Keine Ausbildung (oe1.ORF.at).

„Pauschale Verunglimpfung“

Kein Verständnis für die Kritik der Volksanwaltschaft hat dagegen der Vorsitzende des Fachausschusses Seniorenbetreuung in der Wirtschaftskammer, der Grazer Martin Hoff. Statt „pauschaler Verunglimpfung“ solle die Volksanwaltschaft „konstruktive Gespräche“ suchen, so Hoff.

Pfleger hält Hand einer Patientin

ORF.at/Birgit Hajek

Bis 2019 soll es in der Steiermark 860 zusätzliche Dienstposten in Pflegeheimen geben.

Franz Ferner, Geschäftsführer der Volkshilfe, die größter Träger von Pflegeheimen in der Steiermark ist, sieht die Kritik nur bedingt als gerechtfertigt an: „Ich glaube auch, dass es tausende von Menschen gibt in den Heimen, die sehr gute Arbeit machen - im Management, wie in der Pflege - das ist natürlich eine schwierige Arbeit, in der auch Sachen passieren können. Wir fordern unter anderem daher auch gerade in der Steiermark den Personalausbau.“ In diesem Punkt soll es aber schon bald Verbesserungen geben. So ist in der Steiermark geplant, dass bis 2019 860 zusätzliche Dienstposten in Alters- und Pflegeheimen geschaffen werden.