Primärversorgung: Steirer holten Tipps in Holland

Eine steirische Delegation rund um Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) hat diese Woche Primärversorgungszentren in den Niederlanden besucht, um sich Tipps und Anregungen zu holen.

Mehrere praktische Ärzte, die in einem Zentrum gemeinsam mit anderen medizinischen Berufen zusammen arbeiten: In der Steiermark sind solche Primärversorgungszentren gerade erst im Entstehen - mehr dazu in Land plant Gesundheitsversorgung in drei Stufen (22.6.2016). In den Niederlanden dagegen wird dieses System schon seit Jahren praktiziert.

Drexler: „Können einiges lernen“

Eine Delegation rund um den steirischen Gesundheitslandesrat hat sich deshalb auch Utrecht ausgesucht, um sich Anregungen für die Steiermark zu holen.

Primärversorgungszentrum Holland Utrecht

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Mehrere praktische Ärzte arbeiten dort mit Physiotherapeuten, Krankenschwestern, Sozialarbeitern und Psychologen in einem Gesundheitszentrum zusammen, um den Patienten möglichst genau jene Hilfe zukommen zu lassen, die sie brauchen, so Drexler: „Wir haben das bereits erfolgreich in Mariazell am Laufen, wir gründen in wenigen Tagen in Eisenerz ein Gesundheitszentrum, wir können hier aus den niederländischen Erfahrungen einiges lernen.“

Initiative ging von Ärzten aus

Die Intitiative für die Primärversorgungszentren ist in den Niederlanden von den Ärzten ausgegangen, während in der Steiermark von Ärztekammer zuletzt eher Widerstand zu spüren war - mehr dazu in Primärversorgungszentren: Kritik bei Ärzte-Gipfel (14.32017).

Primärversorgungszentrum Holland Utrecht

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Dem steirischen Ärztekammerpräsident Herwig Lindner zufolge gebe es aber wesentliche Unterschiede zwischen der Steiermark und den Niederlanden: „Insofern, als man hier gesagt hat, die Hausarztzentren sollen auch in der Hand der Allgemeinmediziner bleiben, sollen von diesen betrieben werden, nicht von Versicherungen, nicht von Investoren und schon gar nicht von ausländischen Betreiberketten.“ Könne das auch in der Steiermark gewährleistet werden, würde die Ärztekammer die Ergänzung der Hausärzte auch voll und ganz unterstützen.

Telefonischer Bereitschaftsdienst

Allerdings: Spontan kann man in den Niederlanden seinen Hausarzt nicht aufsuchen. Man muss einen Termin vereinbaren. Für die Nacht und die Wochenenden betreiben die Hausärzte einer Region gemeinsam ein Zentrum, in dem geschulte Krankenschwestern die Anrufe entgegen nehmen und entscheiden, wem gleich am Telefon geholfen werden kann, zu wem ein diensthabender praktischer Arzt nach Hause fährt und wer in die nächste Spitalsambulanz darf.

Primärversorgungszentrum Holland Utrecht

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Ein System, das durchaus Anregungen auch für die Steiermark bietet, findet Verena Nussbaum, Obfrau der Gebietskrankenkasse in der Steiermark: „Ich glaube, dass es auch der Weg der Zeit ist, über das Telefon einen solchen Bereitschaftsdienst abzudecken, wo es aber weiterhin die Möglichkeit gibt, dass ein Arzt, wenn es notwendig ist, kommt.“

Hohe Kosten bei Facharzt-Besuch

Dass die meisten Niederländer in den Primärversorgungszentren behandelt werden, und weitaus seltener Fachärzte und Spitalsambulanzen in Anspruch nehmen liegt aber nicht nur an der hohen Qualität der Gesundheitszentren, sondern wohl auch daran, dass beim Besuch eines Facharztes oder einer Spitalsambulanz ein Mal pro Jahr 385 Euro zu bezahlen sind.