Aufregung um Schulzusammenlegung in Leoben

Aufregung um eine geplante Schulzusammenlegung herrscht derzeit in Leoben: Geht es nach Unterrichtsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ), soll im Herbst das dortige Alte Gymnasium mit dem Neuen zusammengelegt werden.

Beide Schulen sind nur wenige Meter voneinander entfernt, das Mittagessen wird gemeinsam durchgeführt, und auch die Bibliothek teilt man sich bereits. Weil der Direktor des Alten Gymnasiums nun in Pension geht, will das Bildungsministerium die Gymnasien lieber zusammenlegen, anstatt einen neuen Direktor zu installieren.

Schülerin und Lehrer im Klassenraum

ORF.at/Carina Kainz

Das Schulautonomiepaket:

Das Schulautonomiepaket von SPÖ-Bildungsministerin Sonja Hammerschmid gehört zu den noch offenen Vorhaben der mittlerweile beendeten Koalition. Ob es vor den Neuwahlen dennoch beschlossen wird, bleibt abzuwarten. Ein Punkt darin sind Zusammenlegungen von bis zu acht Schulen zu sogenannten Clustern unter der Leitung eines Direktors. Das ist bei Lehrern, Schülern und Elternvertretern umstritten, wie sich jetzt etwa am Beispiel Leoben zeigt.

Ab Oktober wird demnach aus zwei Schulen eine - mit mehr als 1.100 Schülern. Der Schulgemeinschaftsausschuss des Alten Gymnasiums - bestehend aus Lehrer-, Schüler- und Elternvertretern - befürchtet durch die Zusammenlegung negative Auswirkungen auf die Qualität der Bildungseinrichtung.

Munkeln über „Weisung von Oben“

Am Dienstag wollte der Schulgemeinschaftsausschuss daher in einer Pressekonferenz über den Widerstand informieren - der Termin wurde jedoch auf „Weisung von Oben“ abgesagt, wie man in Leoben munkelt: Es seien dienstrechtliche Konsequenzen für die Lehrer angedroht worden. Im Bildungsministerium bestreitet man derartiges: Es gab keine Weisung, heißt es aus dem Büro von Bildungsministerin Hammerschmid: Man sei dazu gar nicht befugt und habe auch kein Interesse daran, so eine Sprecherin.

Auch beim steirischen Landesschulrat streitet man ab, Druck ausgeübt oder mit dienstrechtlichen Konsequenzen gedroht zu haben. Allerdings sei die Diskussion rund um die Zusammenlegung derzeit im Fluss. Diese Gespräche sollten abgewartet werden. Viele Bedenken könnten sich von selbst erledigen, heißt es aus dem Präsidialamt. Am Ende des Tages sei es den Schulbeteiligten unbenommen, eine Pressekonferenz zu geben, so ein Sprecher. Von Lehrerseite wollte sich trotzdem aus Dienstrechtlichen Gründen am Mittwoch niemand äußern.

„Wollen auf Augenhöhe miteinander arbeiten“

Gabriele Habsburg-Lothringen, eine der Elternvertreterinnen im Schulgemeinschaftsausschuss, erklärt: „Uns Eltern ist es wichtig, dass wir Sicherheit haben, dass unsere Kinder die bestmögliche Ausbildung bekommen. Wir wollen auf Augenhöhe sinnvoll miteinander arbeiten, um die gute Entwicklung, die es in den letzten Jahren und Jahrzehnten gegeben hat, nicht zu gefährden und weiter aufrecht zu erhalten.“

Sessel werden aus Klassenraum getragen

APA/ Roland Schlager

Geht es nach dem Bildungsministerium soll im Herbst in Leoben das Alte Gymnasium mit dem Neuen zusammengelegt werden

In der Begründung für die Zusammenlegung wird laut Habsburg-Lothringen von der Entwicklung der regionalen Schülerzahlen gesprochen, die angeblich ein Weiterbestehen beider Schulen nicht zulassen würden. Alle zur Verfügung stehenden Unterlagen und Statistiken würden aber zeigen, dass die Schülerzahlen im Einzugsgebiet der beiden Gymnasien derzeit stabil sind und sogar steigen würden.

Ausschuss vermutet Sparstift-Aktion

Daher vermutet der Schulgemeinschaftsausschuss, dass hier nur der Sparstift angesetzt worden sei: „Wenn Einsparungen geplant sind, wird immer weggekürzt. Deshalb sind wir hier hellhörig geworden - aus der Tatsache heraus, dass vor einem Jahr genau das Gegenteil gesagt worden ist. Also ist das Vertrauen jetzt sehr geschrumpft, und wir möchten aufzeigen, dass hier ein Weg, der in Leoben gegangen wird, auch für andere Schulen möglicherweise Vorbild sein kann, weil es wird nicht nur Leoben treffen, denke ich mir.“

In einem offenen Brief an Unterrichtsministerin Hammerschmid lehnt der Schulgemeinschaftsausschuss eine Zusammenlegung der beiden Schulen unter den gegenwärtigen Umständen ab und bittet die Ministerin, den Direktorenposten des Alten Gymnasiums neu auszuschreiben.

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