Geräusche für Elektro-Autos bald verpflichtend

Dass E-Fahrzeuge bei niedriger Geschwindigkeit so gut wie lautlos sind, kann gerade für Passanten zur Gefahr werden. Eine neue EU-Verordnung über verpflichtende Warntöne soll das ändern - wie, das testet man derzeit in der Steiermark.

Ab Juli 2019 müssen alle neuen E-Fahrzeuge in der EU mit einem künstlichen Geräusch ausgestattet werden. Bereits jetzt beschäftigt sich ein Forschungsprojekt des Grazer Antriebssystem-Entwicklers AVL und der Kunstuni Graz damit, wie wichtig das Geräusch sowohl für das Umfeld, aber auch für den Fahrer selbst ist.

Elektroauto

dpa-Zentralbild/Arno Burgi

Elektro-Autos werden jedes Jahr mehr: Gut 9.000 von ihnen waren Ende 2016 zugelassen. Im Jahr davor waren es erst 5.000.

Vom Auto bis zum startenden Flugzeug

So bastelt Matthias Frank vom Institut für Elektronische Musik der Kunstuniversität derzeit in einem Grazer Tonstudio daran, wie Elektroautos einmal klingen könnten - zum Beispiel so wie herkömmliche Autos oder startende Flugzeuge.

Denn auch wenn sich viele Menschen immer nach Stille sehnen - ein stilles Auto kann zur Gefahr werden: „Beim Außengeräusch ist es gefährlich für Passanten, wenn sie das Auto nicht hören, wenn es ihnen näherkommt. Ohne Sound kann man auch nicht abschätzen, ob es beschleunigt oder abbremst. Und für das Innengeräusch ist zu bedenken, dass der Fahrer kein Feedback bekommt, wie das Auto gerade reagiert“, erklärt Frank.

Bereits jetzt Charakterisierungen für Warnsound

Wie das ab Mitte 2019 verpflichtende Warnsoundsystem für alle neuen Elektro-Fahrzeuge in der EU aussehen könnte, verrät Bernhard Graf von AVL: „Es gibt schon gewisse Charakterisierungen für den Außensound oder den Warnsound. Dieses Approaching Vehicle Alerting System muss im Fahrzeug verbaut werden - gleich neben der Hupe. Das ist eine Box, die dieses Geräusch quasi abstrahlt und über die sich dann das Fahrzeug bemerkbar macht.“

Elektroauto neben Ladesäule

APA/dpa-Zentralbild/Jan Woitas

Dabei spielt auch eine große Rolle, wie sich das Fahrzeug nach innen, also für den Fahrer, bemerkbar macht: „Wenn man einen sportlicheren Sound hat, fährt man sportlicher, wenn man einen ruhigeren Sound hat, kann es sein, dass man dadurch tatsächlich gemütlicher unterwegs ist“, schildert Frank.

Hineinhören in Zukunftsmusik

Aber wie stellen sich die Experten den Straßenlärm der Zukunft vor? „Wenn alles leiser wird, weil es keine Verbrenner mehr gibt, kann man auch alles wieder weiter runterfahren und vielleicht hat man sich dann daran gewöhnt, dass man überhaupt keinen Sound mehr braucht“, überlegt Frank.

Möglich ist auch, dass ein jeder zum eigenen Klang fährt, wie es Graf für möglich hält: „Es könnte in der Fahrzeugindustrie umgesetzt werden, dass man sich die Sounds wie auf einer App downloaden kann.“ Aber das ist wohl noch Zukunftsmusik.

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