Betrugsverdacht: Spitzenmediziner teilgeständig

Ein ehemaliger Abteilungsleiter der Med-Uni Graz soll über eine Mio. Euro an Forschungsgeldern auf ein Privatkonto umgeleitet haben. Vor Gericht tat er sich am Mittwoch schwer mit der Einsicht, versuchte sich aber dennoch in Reue.

Nach langer Tätigkeit an der Med-Uni und dem LKH Graz war der renommierte Mediziner und Universitätsprofessor vor drei Jahren in Pension gegangen. Sein Arbeitszimmer hinterließ er ungeordnet - beim Aufräumen entdeckten Mitarbeiter der Med-Uni schließlich ein Konto, das zwar den Namen der Med-Uni trägt, dessen Nummer aber unbekannt war.

Schadenssumme mit 1,1 Millionen beziffert

Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um ein privates Konto des Mediziners handelte; die Med-Uni zeigte den Fall an - mehr dazu in Betrug mit Fördergeldern: Professor angeklagt (3.3.2017). Nun wirft die Staatsanwaltschaft dem Mediziner vor, dass er über 15 Jahre lang Forschungsgelder und Sponsorengelder von Pharmaunternehmen für die Med-Uni auf ein privates Konto umgeleitet habe.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Gelder für private Zwecke verwendet wurden und wertet die Vorgänge als gewerbsmäßigen schweren Betrug; die Schadenssumme wird mit 1,1 Millionen Euro beziffert und setzt sich aus zahlreichen Einzelfällen - mehr als 20 Pharmafirmen überwiesen über 15 Jahre hinweg Geld für Forschungszecke - zusammen.

„Chaosdenken“ oder „klassischer Spendenbetrug“?

Vor Gericht präsentierte sich der Fall undurchsichtig: Der Verteidiger sprach von „verwirrtem wissenschaftlichen Chaosdenken“, der Staatsanwalt von „klassischem Spendenbetrug unter Abschuss von Nebelgranaten“.

„Ein ziemlicher Sauhaufen“

Auf die Frage der Richterin, was mit dem Geld passiert sei, holte der Angeklagte aus und schweifte ab - und sein Verteidiger soufflierte laut: „Sagen Sie einfach ja.“ Das Geld sei unter anderem verwendet worden, um Personal zu bezahlen, so der Professor - der Staatsanwalt warf ein: 98 Prozent der Abhebungen seien in bar erfolgt, nicht selten in den Nachtstunden. Mittlerweile sei das Konto leer, Belege seien unauffindbar. „Es ist ein ziemlicher Sauhaufen“, meinte dazu der Verteidiger.

Der Angeklagte legte mit dem Geld auch ein privates Wertpapierdepot an, allerdings hätte er für Wertpapiere kein Händchen, so sein Verteidiger: Denn der Professor habe sich verspekuliert, gefälschte Aktien gekauft - und einen Teil davon dann im Wissen, dass es Fälschungen sind, weiterverkauft. Auch in diesem Punkt ist er angeklagt, sieht sich da aber als Opfer.

600.000 Euro Rückzahlung an die Med-Uni

Als der Fall im März bekanntwurde, meinte der Anwalt des Mediziners, sein Mandant fühle sich nicht schuldig - die Zahlungen seien mit der Med-Uni nur nicht abgerechnet worden; mittlerweile ist er in Bezug auf die Med-Uni teilgeständig: Mit dieser habe er am Dienstag einen außergerichtlichen Vergleich geschlossen - 600.000 Euro zahlt er zurück. Rund 350.000 Euro sind noch strittig, eine Pharmafirma, die KAGes und ein Bank sind diesbezüglich Nebenkläger. Dem Professor drohen bis zu zehn Jahre Haft; ein Urteil soll es spätestens am Freitag geben.

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