Dschihadismus: Deradikalisierung im Gefängnis
Es gibt verschiedene Maßnahmen zur Deradikalisierung von Strafgefangenen. So sind etwa die Beamten der Justizanstalt Graz-Karlau speziell geschult, um Gefahren zu erkennen, sagt Anstaltsleiter Josef Mock: „Sie lernen beispielsweise zu sehen, wie entwickelt sich ein Mensch, wie drückt er sich aus, wie kleidet er sich, welche Symbole verwendet er, mit wem spricht er - all diese Zeichen können auf eine gewisse Radikalisierung hindeuten.“
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In den österreichischen Gefängnissen sitzen insgesamt 63 Strafgefangene, die wegen der Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung inhaftiert wurden.
Arbeit und Lehren als Beschäftigung
Laut Mock sind fünf bis sechs Häftlinge in der Karlau tatsächlich radikalisiert, besonders schauen müsse man aber auch auf jene, die für radikales Gedankengut anfällig sind. Um zu verhindern, dass sie radikalisiert werden, werden sie in ein umfassendes Arbeits- und Freizeitprogramm eingebunden.
„Das sieht so aus, dass die Insassen in den Betrieben in den Arbeitsprozessen beteiligt sind, sie können auch - und da haben wir einige muslimische Gefangene - eine Lehre absolvieren. Das ist etwas, was die Leute sehr beschäftigt und was sie von diesen Gedanken und Vorstellungen abbringt“, erklärt Mock.
„Nehmen europaweite Vorreiterrolle ein“
Für Erich Mayer, Generaldirektor für den Strafvollzug im Justizministerium, sind Österreichs Justizanstalten vorbildhaft: „Wir haben vor rund zwei Jahren eine eigene Taskforce für die Radikalisierung eingerichtet: Ich bin sehr stolz darauf, dass wir europaweit eine Vorreiterrolle einnehmen mit diesem ganzen Bündel an Maßnahmen.“
Neue Begegnungszone eröffnet
Am Dienstag wurde in der Justizanstalt Karlau übrigens eine Begegnungszone für Insassen eröffnet - nach dem Vorbild einer französischen Gasse, die einer der Insassen, ein Maler, gestaltet hat. Wo früher Häftlinge bei Bedarf von den anderen abgeschottet wurden, werden jetzt leichte Arbeiten angeboten, wie Kuverts kleben oder Schrauben sortieren.
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„Es ist ein Platz der Begegnung und der Freizeit, für niederschwellige Beschäftigung für jene, die bei den anderen Jobs in der Anstalt nicht arbeiten können. Wir wollen keinen Insassen zurücklassen“, so Mock.