Künstliches Kniegelenk: Patienten oft unzufrieden
Was zunächst als Pioniereingriff begann ist mittlerweile eine Routineoperation und verbessert die Mobilität der Patienten enorm. Am 2016 neu zusammengeführten Zentrum für Orthopädie und Traumatologie am LKH Graz bekommen 400 Patienten im Jahr ein künstliches Kniegelenk - als Ersatz nach einer schweren Kniearthrose.
15 Prozent der Patienten unzufrieden
Eine Knieprothese kann heute individuell angepasst werden und hält an die 20 Jahre. Design und Material der Implantate verbesserten sich deutlich, auch die Operationsmethode wurde einfacher und für den Patienten schonender. Dennoch seien konstant 15 Prozent der Patienten mit dem Ergebnis unzufrieden, sagte Mediziner Norbert Kastner von der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie:
Anspruch, Aktivität und Erwartungshaltung steigen
Für den Mediziner liegt das allerdings nicht daran, dass sich die Medizin nicht weiterentwickelt habe: „Wenn man sich vorstellt, vor rund 30 Jahren war ein 75 Jahre alter aktiver Patient, der vielleicht noch auf den Großglockner geht oder dreimal in der Woche die 18-Loch Golfrunde marschiert, eher die Ausnahme. Das heißt der Anspruch ist gestiegen. Der Aktivitätslevel der Bevölkerung ist gestiegen und entsprechend auch die Erwartungshaltung an die Operation.“
Frauen von Abnützungen stärker betroffen
Wenig Bewegung, zunehmendes Alter und familiäre Veranlagung begünstigen die Abnützung der Gelenke, mehrheitlich sind Frauen betroffen. Zu einem künstlichen Kniegelenk rät der Mediziner dann, wenn konservative Behandlungsmöglichkeiten wie Physiotherapie ausgeschöpft sind und der Leidensdruck des Patienten hoch ist: „Wir können davon ausgehen, dass der Patient all das was er vor der Operation unter Schmerzen eventuell mit Schmerzmittel so recht und schlecht machen konnte, nach der Operation mit deutlich weniger bis hin ohne Schmerzen machen kann. Was definitiv nicht geht ist zu sagen, mit 18 Jahren habe ich noch toll Tennis gespielt, jetzt bekomme ich ein neues Kniegelenk und kann wieder Tennis spielen - das spielt es nicht.“
Lange Wartezeit für künstliches Kniegelenk
Der Mediziner rät bei Patienten in sehr fortgeschrittenem Alter eher dann zu einer Kniegelenksprothese, wenn diese noch sehr aktiv sind. Komplikationen wie eine Infektion durch Bakterien komme nur in maximal zwei2 Prozent der Fälle vor. Die Wartezeit für ein künstliches Kniegelenk beträgt an der Grazer Universitätsklinik derzeit übrigens rund vier Monate.